Kein Platz mehr für den Verkauf im Fürther Untergrund

26.1.2010, 00:00 Uhr
Kein Platz mehr für den Verkauf im Fürther Untergrund

© Winckler

Der Ort ist ideal. Tag für Tag spucken die Züge am Fürther Hauptbahnhof Tausende Menschen aus. Egal, ob sie in die Stadt eilen oder in die U-Bahn umsteigen, sie haben eines gemeinsam: Sie alle kommen an dem Stand vorbei, den Ursula Albert seit Jahren in der Bahnhofsunterführung aufbaut. Für ein paar Cent oder wenige Euro wandern hier gebrauchte Bücher, Kleidung, Spiele, Schallplatten und vieles mehr über den Ladentisch, der zwischen dem Aufgang zu Gleis 1 und dem U-Bahn-Verteilergeschoss steht.

«Zu mir kommen wohl pro Tag etwa 200 Menschen», sagt Ursula Albert. Monat für Monat setzt sie rund 2000 Euro um. Abzüglich der Miete, die sie der Bahn für den Stand und ein kleines Lager im Bahnhofsgebäude überweist, fließt das Geld für wohltätige Zwecke - etwa für die Obdachlosenhilfe von Bruder Martin in Ingolstadt oder auf ein Konto der Kirchengemeinde St. Heinrich. Und auch einzelnen bedürftigen Fürthern hat Albert damit bereits aus der Patsche geholfen. «Ich kann nicht anders», sagt die 62-Jährige. «Ich war schon immer sozial eingestellt.»

Bei den Waren, die sie anbietet, handelt es sich ausschließlich um Sachspenden. Zweimal in der Woche - donnerstags und freitags - baut sie ihren Stand auf. Mittwochs verkauft die Fürther Wärmestube am selben Ort ebenfalls Gebrauchtwaren zugunsten ihrer Obdachlosenarbeit. Montags und dienstags ist ein gebürtiger Iraker an der Reihe - allerdings mit «privatwirtschaftlichem Interesse», wie Albert umschreibt.

Rückkehr ausgeschlossen

Doch nach sieben Jahren am selben Ort muss die 62-Jährige umdenken - und zwar möglichst schnell. Wegen der anstehenden Bauarbeiten am Hauptbahnhof muss sie im Februar ihren Platz räumen. Die Bahn habe bereits signalisiert, dass eine Rückkehr nach Ende des Umbaus nicht möglich sei. Aktuelle Vorschriften in Sachen Brandschutz und Fluchtwege lassen das nicht zu. Gerne wäre Albert nur ein paar Meter weiter Richtung Verteilergeschoss gezogen, wo die infra fürth das Sagen hat. Doch hier gelten die gleichen Vorschriften.

Und nun? «Der Oberbürgermeister hat versprochen, sich für uns einzusetzen, wenn wir Ideen liefern», sagt sie. Feststeht: Der neue Standort, an dem sie künftig mit der Wärmestube fünf Tage die Woche verkaufen will, sollte halbwegs geschützt vor Wind und Wetter in der Nähe des Bahnhofs sein - Laufkundschaft ist das A und O.

Einige Gedanken hat sie bereits im Kopf, dazu zählt ein alter Bauwagen, den Kunststudenten mit Fürth-Motiven bemalen könnten, und den sie am Bahnhof aufstellen würde. Wer weitere Standortideen hat, kann sich direkt mit Ursula Albert in Verbindung setzen - am besten an einem Donnerstag oder Freitag an ihrem Stand. JOHANNES ALLES