Keine Annäherung bei der umstrittenen S-Bahn-Führung

15.6.2014, 11:00 Uhr
Immerhin zeigt die Bahn Bereitschaft, die Fläche neben der Siebenbogenbrücke zur Erweiterung des Kindergartens Badstraße abzutreten.

© Mark Johnston Immerhin zeigt die Bahn Bereitschaft, die Fläche neben der Siebenbogenbrücke zur Erweiterung des Kindergartens Badstraße abzutreten.

Wie Jung erläuterte, habe sich Grube auf den Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes für einen Schwenk der Gleise durch das Knoblauchsland berufen, der für ihn nicht zur Debatte steht. Der OB führte erfolglos die Fürther Bedenken dagegen ins Feld: Der Schwenk durchschneidet das Gemüseanbaugebiet des Großraums und verläuft durch unbesiedeltes Gebiet.

Fürther Politiker aller Parteien plädieren für eine alternative Trassenführung entlang der Bestandsstrecke nach Erlangen. Darin sehen sie nicht nur die umweltfreundlichere Lösung, sondern auch die rentablere. Doch Letzteres bezweifelt die Bahn, die dem Schwenk einen besseren Nutzen-Kosten-Faktor beimisst. Da sie ihren Kritikern jedoch freiwillig nicht alle Berechnungsgrundlagen überlässt, ist eine offene Diskussion schwierig.

Vor Gericht hat die Kleeblattstadt zwar Teilerfolge zur Herausgabe von Informationen erzielen können, zum Umplanen konnte sie die Bahn dennoch nicht bewegen. Gegen den Planfeststellungsbeschluss hat Fürth im Eilverfahren Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingelegt. Bis 1. Juli hat die Bahn nun Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Jung rechnet mit der Verhandlung nicht vor September.

Wenn es bei seinem Gespräch mit Grube auch keine Annäherung oder gar Verständigung gegeben hat, wurde immerhin vereinbart, dass man weiter miteinander um die beste Lösung verhandeln werde, wenn der Richter beide Seiten dazu auffordert.

Den Schwenk bezeichnet Jung als „großen Fehler“. Völlig unverständlich ist dem OB, dass die Bahn die Kosten für den Lärmschutz an dieser doch längeren Strecke deutlich geringer ansetzen kann als für jenen, der entlang der Bestandsstrecke nötig wäre. Dass sich die Petitionsausschüsse des Bundestags und des Landtags einmütig hinter die Fürther Bedenken gestellt haben, war für die Entscheidung des Eisenbahnbundesamts unerheblich.

Schließlich stehen Planungskosten in Millionenhöhe auf dem Spiel, die bei der jahrzehntelangen Konzeption des Schwenks aufgelaufen sind. Dies, obwohl Fürth schon frühzeitig Einspruch erhoben hat.

Zu mehr Zugeständnissen war Grube laut Jung bei anderen die Bahn betreffenden Themen bereit. So beharre das Unternehmen nicht mehr auf die Fläche neben der Siebenbogenbrücke an der Badstraße. Das Gelände benötigt die Stadt für die längst fällige Generalsanierung und Erweiterung des Kindergartens „Sonnenblumenkinder“. Jetzt sucht man nach einer Ersatzfläche, die der Bahn im Tausch angeboten werden kann.

Auch im Hinblick auf die künftige Nutzung des Fürther Hauptbahnhofgebäudes ist Jung zuversichtlich. Nach dem Gespräch mit Grube könne nun zügig geplant werden. Die ersten Ergebnisse will der OB dem Fürther Bauausschuss im September präsentieren. Positive Entwicklungen verbucht Jung ferner bei der Beseitigung der viel kritisierten Betonbarrieren an der Schwabacher Unterführung. Als Rammschutz für die 100 Jahre alten Tragsäulen sollen hier, wie berichtet, Stahlplatten angebracht werden. Einziger Nachteil: Der Gehsteig nimmt dadurch Tunnel-Charakter an. An den Kosten dieser bereits beschlossenen Baumaßnahme wird laut Jung derzeit noch gefeilt.

Angetan war das Fürther Stadtoberhaupt von der „angenehmen Atmosphäre“, in der das Gespräch verlaufen sei. Jung setzt weiterhin darauf, durch gute Kontakte Streitfragen besser lösen zu können.

Deshalb freut es ihn auch, dass Rüdiger Grube mit einem großen Team erneut beim Metropolmarathon am 29. Juni auf der Fürther Freiheit an den Start geht.

3 Kommentare