Keine neue Perspektive

25.9.2010, 09:00 Uhr
Keine neue Perspektive

© Hans-Joachim Winckler

Gzim Islami, Betriebsratsvorsitzender der Marktkauf-Dependance und Sprecher der einst 102 Beschäftigten, ist „stinksauer“, wie er sagt. Und er machte auf FN-Anfrage erst gar nicht den Versuch, das zu verbergen. Alle hätten ihn und seine Kollegen enttäuscht: ihr Arbeitgeber, der Edeka-Konzern, ebenso wie der Eigentümer des Hauses, der Immobilienfonds Treveria. Beide konnten sich – wie berichtet – monatelang nicht über einen neuen Mietvertrag einigen. „Das war ein Hickhack, das können Sie sich gar nicht vorstellen“, resümiert Islami. Was am einen Tag noch galt, sei am nächsten schon wieder Makulatur gewesen.

Leidtragende sind die Marktkauf-Mitarbeiter, denen in den meisten Fällen nur der Weg in die Arbeitslosigkeit bleibt, aber auch die sogenannten Konzessionäre – jene elf Einzelhändler, die mit ihren Geschäften neben Marktkauf im Komplex untergebracht sind. Hatte ihnen vor zwei Wochen noch leise Hoffnung gemacht, dass ihre Mietverträge nicht Ende September, sondern erst Ende Oktober ablaufen sollten, so kam bald die Ernüchterung: Auch sie wurden aufgefordert, jetzt das Feld zu räumen.

„Das ist schon bitter, wie die alleingelassen werden“, konstatiert Horst Müller. Der Wirtschaftsreferent der Stadt Fürth hatte versucht, zu vermitteln oder den Standort einem neuen Mieter aus dem Warenhausbereich schmackhaft zu machen. Beides vergebens. Zu lange habe man sich auf Hinhaltetaktik beschränkt und dabei „viel Zeit verloren“, beklagt der Vertreter der Stadtspitze.

Wie es nun weitergeht? Auch Müller weiß darauf keine Antwort, nachdem letzte Vorstöße, zumindest ein E-Center für die Fläche zu retten, gescheitert sind. „Das Band“, meint Müller, „scheint endgültig zerschnitten.“

Kontakte geknüpft

Wenigstens gebe es neue Kontakte zum Rewe-Konzern, der Fürth offenbar für sich entdeckt hat. In der Eckart-Plaza in der Südstadt hat Rewe unlängst einen seiner Vorzeige-Märkte etabliert, die Geschäfte laufen laut Müller prächtig. Nächste Woche soll es Gespräche über ein eventuelles Engagement auf einer der beiden Marktkauf-Etagen an der Gabelsbergerstraße geben.

Klappt es, wäre man bei der Stadt halbwegs erleichtert. Wenn schon kein komplettes SB-Warenhaus, so möchte man wenigstens einen Lebensmittel-Vollsortimenter in der gebeutelten Innenstadt erhalten. Um diesen herum, ist der Wirtschaftsreferent überzeugt, würden sich schnell andere Geschäfte ansiedeln.

Ein halbes Jahr werde das Haus an der Gabelsbergerstraße allerdings wohl leerstehen, er hoffe „inständig, dass es nicht länger dauert“. In dieser Zeit, sei ihm bedeutet worden, wolle der Vermieter umbauen und „ein Konzept erarbeiten“. Aus Müllers Worten ist eine gewisse Skepsis herauszuhören, die Lage indes hält er „nicht für aussichtslos“. Seine Devise: „Wir müssen jetzt schauen, dass wir den Schaden begrenzen.“

Dabei meint er auch den Schaden für die Konzessionäre, für manche gehe es schließlich „um die nackte Existenz“. Eventuell könne man den Geschäftsleuten ja vorübergehend alternative Flächen im unter Mieterschwund leidenden City-Center vermitteln.

Händler-Sprecher Helmut Löhner, der ein Zeitschriften- und Tabakwarengeschäft betreibt, denkt jedoch vorerst gar nicht daran, das Feld zu räumen. Zwar habe ihm der Vermieter kürzlich einen Aufhebungsvertrag zugeschickt, doch den gab Löhner postwendend an seinen Anwalt weiter. Noch nicht einmal ein Gespräch sei mit ihm geführt worden, so könne man nicht mit ihm umspringen.

Deshalb sind Löhner und andere wild entschlossen: Sie werden bis auf Weiteres im Marktkauf-Haus bleiben.