Klänge aus der Nische

12.10.2009, 00:00 Uhr

Zwölf Berufe werden in ihrem Arbeitsalltag vorgestellt, von der Klavierbauerin bis zur Kellnerin, von der Pfarrerin bis zur Schuhmacherin. Dass es Komponistinnen im 19. Jahrhundert dagegen kaum möglich war, mit ihrer Arbeit an die Öffentlichkeit zu treten, wurde im 10. Komponistinnenkonzert deutlich, das in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ausstellung stand.

Fanny Hensel-Mendelssohn, die Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, durfte nur im engen Familien- und Freundeskreis bei Hauskonzerten ihre Kompositionen spielen; Clara Schumann, Konzertpianistin und Ehefrau von Robert Schumann, fügte sich in ihrer Ehe mehr oder minder freiwillig in die ihr zugedachte Hausfrauenrolle. Komponistinnen des 20. Jahrhunderts dagegen durften Konzertreisen durchführen, gewannen Preise und waren auch Professorinnen an Musikhochschulen.

Welche wunderschönen musikalischen Werke die beiden Romantikerinnen geschaffen haben, ließen Organistin und Pianistin Sirka Schwartz-Uppendieck und Posaunist Ralf Bauer hörbar werden. In den Liedern «Nachtwanderer» und «Der Eichwald brauset» (mit deutlichen Anklängen an Schuberts «Erlkönig») traf der Jazzposaunist Ralf Bauer den liedhaften Ton so überzeugend, dass man glaubte, eine weiche Baritonstimme zu hören; am Klavier wurde er von Sirka Schwartz-Uppendieck einfühlsam begleitet.

Die musikgeschichtlich älteste Komponistin des Programms stammte von Mozart-Schülerin Josepha Barbara Auernhammer. Auch hier erwies sich Schwartz-Uppendieck als brillante Pianistin, die mit weichem Anschlag auch die musikalische Nähe zur bekannten Klaviersonate A-Dur KV 331 von Mozart hörbar werden ließ.

Spätromantische Orgelklänge prägten die Choralfantasie über «Wie schön leuchtet der Morgenstern» von Johanna Senfter, nicht zu überhören der musikalische Einfluss ihres Lehrers Max Reger. Ein bombastisches Werk, in dem die Organistin die klanglichen Möglichkeiten der Orgel in allen Schattierungen ausnützte.

Krasse Gegensätze zur Musik der Klassik und Romantik waren dann die beiden Elegien von Lucie Robert-Diessel, in denen Jazzposaunist Ralf Bauer in seinem Element war. Und in «Un petit air dans le vent» von Yvonnes Desportes ahmte er mit einer speziellen Technik sogar den Wind nach. Zum Abschluss erklangen vier Stücke für Posaune und Orgel von der 1940 geborenen Eileen Clews.

GÜNTER GREB