Kleiner Abschied von einem großen Lebenswerk

4.12.2006, 00:00 Uhr
Kleiner Abschied von einem großen Lebenswerk

FÜRTH «Das Ganze war ein Abenteuer. Aber wir haben es mit Begeisterung überstanden“, erinnert sich die Zirndorferin. Meterhoch türmte sich im Festsaal 1972 die aus allen möglichen Depots und Amtsstuben zusammengetragene städtische Sammlung. Das alles in eine sinnvolle Ordnung zu bringen und ansprechend zu präsentieren, war ein Kunststück.

«Vieles war beschädigt und musste restauriert werden. Aber die prächtigen Fürther Spiegel zum Beispiel konnte nur ein einziger Glasschleifer im Bayerischen Wald noch herrichten und der war mit Aufträgen natürlich schon eingedeckt“, erzählt die «Muse“ des Museums. Zudem befand sich das Schloss selbst in einem erbärmlichen Zustand und musste vor Grund auf saniert werden. Gute Kontakte zu namhaften Sponsoren wie Gustav und Grete Schickedanz wurden zu Paten des Erfolgs.

Schöne Anerkennung

Die schönste Bestätigung erfuhren die Ammons bei der Museumseröffnung aus dem Munde der Vertreterin des Bayerischen Nationalmuseums, Isolde Rieger: «Das hätte ich auch nicht besser machen können“. Zu vielen Ausstellungsstücken kann Liselotte Ammon ganze Geschichten erzählen. Kein Wunder, hat sie sich doch mit jedem einzelnen intensiv beschäftigt. Eine Arbeit, die vor ihrer Zirndorfer Wohnungstür nicht halt machte. Das Ende der feudalen Ära des Stadtmuseums schmerzt nicht nur die ausgebildete Grafikerin und Buchhändlerin. Auch Museumsführerin Ingrid Baier, die gestern zum letzten Mal Besucher durch die Räume führte, fällt der Abschied schwer. Nachdem sie routiniert die Geschichte des Burgfarrnbacher Schlosses erläutert hat, merkt sie spontan berührt an: «ja, und damit ist nun auch Schluss“.

Beeindruckt von der Präsentation der Stadtgeschichte im Schloss sind Eva und Gunther Brieger aus Burgfarrnbach, die mit ihren Kindern Sophia und Theo kurz vor Toresschluss gekommen waren. Eigentlich wollten sie ja schon früher mal herkommen, aber erst die Nachricht von Ende der Einrichtung hat sie in Bewegung gesetzt. Ähnlich wie die Nürnbergerin Monika Pöhlmann, die vom «repräsentativen Rahmen“ schwärmt. Was ihr gefällt, ist auch die Übersichtlichkeit der Ausstellung: «Da wird man nicht wie anderswo von Fakten erschlagen“. Als Turnlehrerin sei sie früher oft in Burgfarrnbach gewesen, das Schloss habe sie allerdings nie sonderlich interessiert.

Wie die Briegers lobt auch Pöhlmann die Bandbreite der Information. Fürther Dreiherrschaft, Industriegeschichte und jüdische Tradition, das alles werde prägnant vorgestellt. Ausgesprochen schade findet die Fürtherin Maria Eisen den Umzug des Museums, weil ihr gerade das großzügige Flair der Schlossräume gefällt. Diese Atmosphäre hier sei einzigartig. Das unterstreicht auch Waltraud Franke, die Frau des Hausmeisters. Die letzte Führung lässt sie sich natürlich ebenfalls nicht entgehen.

Stumm verabschiedet sich Liselotte Ammon von all den Bildern, Vitrinen und Kostbarkeiten Fürther Prägung. «Heute bricht mir das Herz“, sagt sie leise. Ein Lebenswerk gibt man nicht so leicht auf - auch wenn es tröstet, dass wenigstens die umfangreiche Gemäldesammlung im Schloss bleibt und künftig ansprechender präsentiert werden kann.