Klinikbau in Rekordzeit

30.1.2010, 00:00 Uhr
Klinikbau in Rekordzeit

© Hans-Joachim Winckler

Der Erbauer der neuen Frauenklinik kommt aus Franken, genauer gesagt aus Cadolzburg. Dort hat sich die Firma Cadolto darauf spezialisiert, Gebäude nach dem Baukastenprinzip zu errichten. Das heißt: Einzelne Module werden vorgefertigt angeliefert und vor Ort aufeinandergesetzt. Auf diese Weise hat das mittelständische Unternehmen bereits etliche Großkliniken in Russland aus dem Boden gestampft.

Jetzt also Fürth: Die neue Frauenklinik soll in der gleichen schnellen Bauweise hochgezogen werden. Die Rede ist von einem Dreivierteljahr. «Ein herkömmlicher Bau hätte etwa 18 bis 24 Monate gebraucht«, sagt Martin Vizethum, beim Klinikum für das Betriebs- und Versorgungsmanagement zuständig. Leidet da nicht die Qualität? «Nein«, beteuert Vizethum, «man wird keinen Unterschied merken.« Das Gebäude sei keineswegs als Provisorium gedacht und habe die gleiche Lebensdauer wie andere.

141 Module, jedes 30 bis 40 Tonnen schwer, werden im Lauf der nächsten Monate ihren Weg nach Fürth finden, bis das vierstöckige Gebäude fertig gestellt ist. 16,5 Millionen Euro wird der Bau verschlingen, 13,5 Millionen schießt der Freistaat Bayern zu, den Rest schultert die Stadt Fürth. Klinik-Vorstand Peter Krappmann bedankte sich denn auch artig am Rande des Spatenstichs bei Fürths Rathauschef Thomas Jung und dem bayerischen Gesundheitsminister Markus Söder für die Bereitschaft, «trotz schwieriger Zeiten ins Fürther Klinikum zu investieren«.

Es ist beileibe nicht die erste Investition in der jüngeren Vergangenheit. So erhielt das Krankenhaus in den letzten Jahren eine neue Kinderklinik, ein Verwaltungsgebäude, ein Endoskopiezentrum, eine Zentralsterilisation und ein Parkhaus. Derzeit wird eine neue Großküche gebaut. Einige dieser Investitionen, die das Krankenhaus zukunftsfähig machen sollen, wurden erst dank der Mitarbeiter möglich, die über zwei Jahre lang auf drei Prozent ihres Gehalts verzichteten (wir haben berichtet).

Baumarathon geht weiter

Nach den Worten von Oberbürgermeister Jung ist die neue Frauenklinik zwar «eine der letzten großen Baustellen am Krankenhaus«, noch ist aber nicht Schluss: Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres sollen die ersten Handgriffe für den Aufbau einer zentralen Notaufnahme vorgenommen werden. Für das 8-Millionen-Euro-Projekt hatte Ministerpräsident Horst Seehofer vor einer Woche am Rande der Kabinettssitzung in Fürth Zuschüsse in Aussicht gestellt.

Doch während die Notaufnahme noch Zukunftsmusik ist, geht es in Sachen Frauenklinik schon in den kommenden Tagen in die Vollen, auch der strenge Winter wird den Baubeginn nicht verzögern. Nach Angaben von Martin Vizethum wird zunächst der Keller ausgehoben, was die Arbeiter vor keine größeren Probleme stellen sollte, da der Boden nur wenige Zentimeter tief gefroren sei.

Im Herbst soll die Frauenklinik dann die Lücke zwischen Kinderklinik und Verwaltungsgebäude geschlossen haben. Neben der Gynäkologie und der Geburtsklinik wird der Neubau auch die Psychiatrische Tagesklinik für Kinder und Jugendliche sowie die Schmerztherapeutische Tagesklinik beherbergen. Beiden Abteilungen war es in ihren bisherigen Räumen zu eng geworden.

Während Gesundheitsminister Söder gestern das Fürther Klinikum als «starkes Krankenhaus« lobte, erinnerte der Oberbürgermeister an die große Tradition der Fürther Geburtsklinik, die auf einer jüdischen Stiftung fußt. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Anwalt Alfred Nathan den Bau des ersten «Wöchnerinnen- und Säuglingsheims« ermöglicht. Eine wahre Wohltat für die Stadt: Zuvor war in Fürth jedes dritte Kind während der Geburt oder im Lauf des ersten Lebensjahres gestorben.