Klinikum Fürth: Im Ruhestand gibt’s Kleeblatt-Toast

22.1.2015, 15:00 Uhr
Klinikum Fürth: Im Ruhestand gibt’s Kleeblatt-Toast

© Foto: Edgar Pfrogner

Für einen Moment schienen den Oberbürgermeister leise Zweifel zu befallen, ob er das richtige Abschiedsgeschenk in Händen hält. „Ich weiß eigentlich gar nicht, ob sie SpVgg-Fan sind“, sagte Thomas Jung in seiner launigen Ansprache zum Abschied von Professor Heinrich Worth. Das Geschenk gab’s so oder so: ein Toaster, der ein Kleeblatt in den Toast brennt und eine Hymne abspielt, wenn das Brot rösch ist.

Das Kleeblatt ist in keinem Fall verkehrt. Am Fürther Krankenhaus hat Worth immerhin 23 Jahre verbracht – und sich sehr verdient gemacht, wie gleich mehrere Redner betonten. Worth, der vor 65 Jahren in Homberg am Niederrhein zur Welt gekommen ist, übernahm 1991 in Fürth den Chefposten an der „Medizinischen Klinik I“, wie die Klinik für Herz- und Lungenerkrankungen heißt.

„Seitdem hat sich viel getan“, blickte er selbst zurück. Zu Beginn kämpfte er jahrelang dafür, einen Herzkatheter-Messplatz zu bekommen – 1996 war es soweit. Zuvor hatte Worth bereits das Schlaflabor eröffnet, in dem Atemstörungen untersucht werden. Er führte die interventionelle Bronchologie in Fürth ein, wozu beispielsweise Eingriffe in die Atemwege mittels Laser oder Strahlentherapie zählen. Außerdem wirkte er am Aufbau der Neurologischen Abteilung sowie der Geriatrischen Rehabilitation mit, in der ältere Menschen nach dem Klinikaufenthalt zu Kräften kommen sollen.

Allzu viel Freizeit gönnte er sich nicht. 14 Stunden täglich, sagt Worth, habe er an seinem Arbeitsplatz verbracht. Krankenhaus-Chef Peter Krappmann lobte: „Sie haben die leistungsstärkste Klinik unseres Hauses geleitet.“ Die Medizinische Klinik I trage großen Anteil am zuletzt stets positiven Jahresergebnis des gesamten Hauses.

Nebenbei engagierte sich der Lungenfachmann in etlichen Expertengremien wie der Gesellschaft für Lungen- und Atemforschung und der Arbeitsgemeinschaft Lungensport. Seit 2011 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Sie haben sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht“, sagte Rainer Wölfel, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie. Er wird Worths Nachfolge als Ärztlicher Direktor am Klinikum antreten.

Die Leitung der Medizinischen Klinik I übernimmt Privatdozent Dr. Harald Rittger, der zuletzt als Oberarzt an der Uni-Klinik Erlangen tätig war. Seine Frau ließ sich schon vor längerem als Frauenärztin in Fürth nieder. Demnächst wollen sie auch ihren Wohnsitz in die Kleeblattstadt verlegen. Als Herausforderungen sieht Rittger den Patientenansturm, der immer wieder dazu führe, dass Patienten in Betten auf dem Gang schlafen müssten, sowie die Konkurrenz in der Metropolregion. „Wir haben drei bis vier hochkarätige Kardiologien neben uns.“ Sein Motto, mit dem er in Fürth antritt: Er wolle, sagte Rittger, dass er und seine Mitarbeiter stolz auf ihre Arbeit sein können.

Sein Vorgänger Heinrich Worth begibt sich derweil in den viel zitierten Unruhestand. Er wird sich weiter in den Fachgesellschaften engagieren sowie in einer Praxis im Ärztehaus am Bahnhofplatz. Bleibt noch zu klären: Ist Worth nun SpVgg-Fan oder nicht? Er verfolge die Spiele des Kleeblatts mit großem Interesse, antwortet er höflich. Und für welchen Verein schlägt das Herz? „FC Köln.“ Kindheit und Jugend am Niederrhein haben eben Spuren hinterlassen.

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