Klinikum rüstet sich für die Patientenflut

15.7.2013, 11:00 Uhr
Klinikum rüstet sich für die Patientenflut

© Thomas Scherer

Es ist kühl. Exakt 22,2 Grad zeigt das Thermometer im Schockraum, wie der Bereich für die Schwerverletzten genannt wird. Noch ist es still hier. Auf dem OP-Tisch liegt kein Mensch, sondern eine Plastikpuppe. Es riecht kein bisschen nach Desinfektionsmittel oder Krankenhaus, sondern nach Farbe und Plastik. Die Schränke sind leer. Zettel kleben daran. „Zubehör Blutentnahme“ oder „Infusionsmaterial“ steht darauf.

Bis Dienstag müssen die Schränke eingeräumt sein. Dann, um Punkt sechs Uhr morgens, öffnet die Zentrale Notaufnahme am Klinikum Fürth ihre Pforten. Mit Blaulicht rasen dann die Krankenwagen die Auffahrt hinauf. Alle Notfallpatienten landen in diesem Gebäudeteil.

Von Hektik keine Spur

Dann kann durchaus Hochbetrieb herrschen: In zwei Schockräumen operieren Chirurgen, in einem speziellen abgetrennten Sektor versorgen Ärzte Wunden. Und ein paar Meter weiter landen jene, die hochgradig ansteckende Krankheiten haben, zum Beispiel Tuberkulose oder das Noro-Virus. Sie werden durch einen eigenen Eingang geschleust — damit sie keine Erreger verbreiten. Patienten, die laufen können, gelangen über den Haupteingang an der Jakob-Henle-Straße zur Notaufnahme. Alle, die liegend transportiert werden, kommen über die Robert-Koch-Straße.

Von der Hektik einer Notaufnahme ist an diesem Nachmittag noch nichts zu spüren. Harald Dormann, der die Abteilung leitet, steht im Anzug neben dem OP-Tisch, erzählt und lacht. Er führt gerade Politiker, Krankenhaus-Mitarbeiter und Presseleute durch sein neues Reich. Das wirkt vor allem modern. Wände, Böden und Möbel leuchten in verschiedenen Grün- und Grautönen. Überall stehen Monitore, medizinische Geräte und Maschinen. Gut ein Jahr hat es gedauert, bis das Gebäude neu gestaltet war. „Mit der Einweihung heute haben wir den Höhepunkt unseres Umbaus erreicht“, sagt Peter Krappmann, Vorstand des Klinikums. Vier Millionen Euro sind in das Projekt Notaufnahme geflossen, die Gesamtausgaben liegen bei fast elf Millionen Euro — knapp acht Millionen davon hat der Freistaat übernommen.

Die Investition war dringend nötig: Weil immer mehr Patienten ins hiesige Krankenhaus gekommen sind, mussten manche viel zu lange warten oder konnten in der Notaufnahme nicht ordentlich behandelt werden. Das soll sich nun ändern. „Die Wege sind kürzer, das Konzept ist interdisziplinärer“, sagt Dormann. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Patientenzahl vergrößert. Wurden im Jahr 2006 noch 31000 Menschen stationär im Klinikum behandelt, waren es 2012 bereits mehr als 36600.

Die Tendenz ist weiterhin steigend: Bis 2030 wird die Zahl um weitere 14 Prozent wachsen, berechnet das Statistische Bundesamt. Hinzu kommt, dass die Patienten voraussichtlich „immer schwieriger werden“, wie Herwig Heide vom bayerischen Gesundheitsministerium sagt. Grund: Wegen des demografischen Wandels werden immer mehr von ihnen zusätzlich an Demenz oder ähnlichen Erkrankungen leiden. Auch dafür ist das Klinikum nun besser gewappnet.

 

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