Klostermäuse ziehen Aschenputtel-Bilanz

14.8.2019, 10:00 Uhr
Klostermäuse ziehen Aschenputtel-Bilanz

© Hans-Joachim Winckler

Nicht ganz freiwillig allerdings. Der Himmel hat schon ein wenig nachgeholfen: Als die Klostermäuse zur letzten Vorstellung von Aschenputtel antraten, wollte der Regen einfach nicht aufhören. Den Auftritt zu verschieben, kam für Regisseurin Sonja Soydan nicht in Frage: "Den vielen erwartungsvollen Kindern im Publikum hätte ich diese Enttäuschung nicht zumuten wollen."

Also wich das junge Ensemble spontan in eine Ecke des Kreuzgangs aus. Für die Zuschauer wurden Decken und Bierbänke organisiert. Zwar war es im Kreuzgang wenigstens trocken, doch forderte die Enge den Darstellern einiges ab. Eine Verfolgungsjagd auf einem Bruchteil der gewohnten Fläche über die Bühne gehen zu lassen, ist gar nicht so einfach. Doch es gelang überraschend gut. Das Publikum – darunter viele erwachsene Stammgäste – war jedenfalls begeistert. Und die Regisseurin freute sich darüber, dass etliche Besucher, die nicht in den engen Kreuzgang umziehen wollten, ihr Eintrittsgeld als Spende betrachteten.

Am Ende hatten die Klostermäuse mit 5400 Zuschauern nicht weniger Menschen angelockt als das Erwachsenenensemble von Sue Rose mit Oskar Wildes "Das Gespenst von Canterville". Dabei hat das launige Gruselkabinett der Klosterhofspieler noch einmal mehr Publikum mobilisiert als vergangenes Jahr das "Haus in Montevideo".

Ein Publikumsmagnet

"Die 10 000er-Marke konnte locker geknackt werden", freut sich Soydan, die als trinkfreudige Lady und Barocktänzerin selbst an den Aufführungen mitgewirkt hat. Dass ihre Klostermäuse aber das zweitbeste Ergebnis nach dem Räuber Hotzenplotz mit 5500 Besuchern einfahren konnten, begeistert sie besonders.

Anteil an diesem Erfolg habe auch die Zusammenarbeit des Kindertheaters mit der Lebenshilfe und Seniorenheimen. "Und viele Eltern, die früher mit ihren Kindern die Vorstellungen besucht haben, bleiben uns als Zuschauer treu, auch wenn die Kinder längst aus dem Haus sind", sagt Soydan. Auf solche Stammgäste ist sie stolz. Aber auch darauf, dass die breit aufgestellten Klosterhofspiele so viele Familien ansprechen.

Was im Rückblick auf die über 35-jährige Geschichte der Langenzenner Schauspieltruppe nach Soydans Erfahrungen beim Publikum ausgezeichnet ankommt, ist in letzter Zeit die stärkere Konzentration auf Komödien. Bewährt habe sich aber auch die Zusammenarbeit mit der Leiterin des Theater Jugend Clubs am Stadttheater Fürth, Sue Rose. "Das fühlt sich an wie zu Hause", beschreibt Soydan das Vertrauensverhältnis zwischen Ensemble und Regisseurin. Was die Erwachsenen nächstes Jahr auf die Beine stellen werden, steht noch nicht fest. Im Gegensatz zum Programm der Klostermäuse. Die nämlich wollen sich "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler vornehmen. Aber möglichst nicht wieder im Kreuzgang.

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