Kofferfabrik: Viva la Revolución!

5.1.2020, 12:00 Uhr
Kofferfabrik: Viva la Revolución!

Mit visionärem Blick aus dem Bild starrend, eine Zigarre im Mund - so präsentiert sich die Kolumbianerin Marcela Salas im Selbstportrait als "Chela", das weibliche Pendant zu ihrem Landsmann Ernesto Che Guevara. Der heroische Gestus, das Barett (diesmal in Weiß), die obligatorische Zigarre, dazu die leichte Untersicht: All das stellt eine augenzwinkernde Parodie auf das kitschanfällige Pathos der lateinamerikanischen Revolutionäre und ihrer Ikonen dar. Aber keine Denunziation, eher eine Transformation. Viva la Revolución, freilich nicht die politische, sondern die ästhetische.

"Schau Malen" überrascht durch die vergleichsweise geringe Anzahl ihrer Exponate. Nur sieben Bilder hängt Salas aus, Götz begnügt sich mit gerade mal fünf. Allerdings meist im Götz-üblichen Großformat. Etwa der Breitwandblick aufs Amphitheater im Stadtpark oder die Ansicht des Letrahauses. Dazu die Markenzeichen der Fürther Malerin, die hellen Farben, die Unzahl an Farbspritzern, die den realistischen Ansichten eine flirrende Note verleihen, die Statik des Motivs beleben, mit Vibrationen aufladen.

Überlebensgroßer Ruben

Das gilt auch für die Porträts. Die blonde "Eva" zieht den Betrachter in ihren Bann durch die Ruhe ihres weißlockig umrahmten Gesichts vor einem unruhigen botanischen Hintergrund. Noch mehr bannt das Doppelporträt eines Künstlerkollegen namens "Ruben Travalli": überlebensgroß im Dreiviertelportrait mit Blick in die Ferne in Nahansicht, geradezu auf Tuchfühlung. Im Raum dahinter die Ganzfigurdarstellung des Künstlers mit Kamera. Fotografiert Travalli sich selbst?

Verglichen mit Birgit Maria Götz’ Werken wirkt Marcela Salas’ Malerei auf den ersten Blick eindimensional: flächige Arbeiten, kaum Plastizität, vage Konturen, schwammige Physiognomie. "Rotkäppchen" ist nicht die Märchenfigur, sondern eine Freundin der Künstlerin, mit grünem Kopftuch umgeben von einem Kranz rosaroter Pilze, die in ihrer luftigen Darstellung offenbar bewusstseinsentgrenzende Substanzen bergen. "Carolinas Gurke" präsentiert eine luftig bekleidete Dame mit einer provokativ baumelnden Ziergurke. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. In eher heimischen Gefilden, nämlich am Fürther Flussbad, tummeln sich weitere nackte Gestalten an oder im Wasser, wobei die rosigen Körper sich wie Treibgut dem Wellenspiel überlassen.

Gerade der Kontrast in der Malweise regt den Betrachter an zur Suche nach Gemeinsamkeiten. Die Naturreservate in der Stadtlandschaft, die Menschen im Raum und womit sie sich beschäftigen. Und die Vorgehensweise: Nicht nur die Abbildung des Vorgefundenen, sondern das Arrangement der Dinge zu einem stimmigen Ganzen lässt sich bei Marcela Salas wie bei Birgit Maria Götz studieren. Und dafür brauchen die Bilder Raum und Luft, um ihre Wirkung zu entfalten.

"Schau Malen - Birgit und Marcela unterwegs": Galerie in der Kofferfabrik (Lange Straße 81). Täglich ab 19 Uhr. Bis 31. Januar.

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