Kommentar zur Gustavstraße: In Fürth wird's peinlich

22.1.2015, 06:00 Uhr
Das nächste Kapitel im Streit um die Gustavstraße: Jetzt lehnen die Kläger eine Vereinbarung ab.

© Thomas Scherer Das nächste Kapitel im Streit um die Gustavstraße: Jetzt lehnen die Kläger eine Vereinbarung ab.

Die Gustavstraße bleibt also auch 2015 gut für einen Paukenschlag. In den letzten Wochen gab es bereits vermehrt Stimmen, die gegen das Mediationsverfahren, das die Stadt und der Vertreter der Kläger Mitte Dezember in München unterzeichneten, laut wurden. Jetzt kommt es zum Showdown.

Gastronomen, deren Gäste, aber auch Sportler und Touristen äußerten ihren Unmut und fanden, die Stadtspitze sei mit ihren Eingeständnissen in Sachen Lärmschutz viel zu weit gegangen.Gekippt wurde der hart erkämpfte Kompromiss nun aber nicht etwa vom Fürther Stadtrat, der gegenüber querulatorisch auftretenden Einzelpersonen nicht einknicken wollte – sondern von den Klägern selbst.

Der "Stadtfeind Nummer eins"

Spätestens nach der letzten Wendung fühlt man sich beim eigentlich ernsten Thema Gustavstraße endgültig in eine Seifenoper versetzt: Die eigene Ehefrau hat dem Unterhändler und selbsternannten Hauptvertreter der Klägerfront einen Strich durch die Rechnung gemacht, den Kompromiss mit dem „Stadtfeind Nummer eins“ gekippt: „Nicht akzeptabel“ heißt es in der Aufforderung an das Gericht, doch bitteschön lieber achtfach weiterzuverfahren um Dezibel, Derbyfeier und Freischankflächen.

Die Stadtspitze gibt sich – innerlich vor Zorn bebend – derweil konziliant und spielt auf Zeit. Sie tut dies aus einer gestärkten Position heraus: Während niemand OB Jung absprechen kann, sich weit aus dem Fenster gelehnt zu haben für eine Sperrzeit um 23 Uhr, hat die Gegenseite nicht nur ihre Galionsfigur demontiert, sondern auch einen eklatanten Mangel zur Kompromissbereitschaft gezeigt.

Dies kann auch den Gerichten nicht verborgen bleiben. Eine gütliche Einigung durch eine Mediation wirkt nach den jüngsten Ereignissen eigentlich ausgeschlossen. Wer verbissen nur auf eigene Interessen schielt, tut sich mit Kompromissen schwer. Es scheint also nun endgültig kein Weg mehr an einer allgemeinverbindlichen, gesetzlich geregelten Lösung vorbeizuführen. Freistaat Bayern, bitte übernehmen sie!

36 Kommentare