Kompromiss beim Fahrkartenverkauf im Landkreis

4.12.2019, 16:00 Uhr
Kompromiss beim Fahrkartenverkauf im Landkreis

© Hans-Joachim Winckler

Solidarität hin oder her – wieso sollen elf Landkreis-Gemeinden für etwas zahlen, was nur die drei Städte Oberasbach, Zirndorf und Stein haben? Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber, zugleich CSU-Kreisrätin, versuchte in der Kreisausschuss-Sitzung darzulegen, weshalb der Landkreis die Kosten für Fahrkarten-Verkaufsautomaten in örtlichen Geschäften in Höhe von rund 10 000 Euro pro Gerät und Jahr übernehmen soll.

Hälfte der Bevölkerung

Wie berichtet, will die VAG die Geräte nur noch zur Verfügung stellen, wenn die Kosten gedeckt sind. Huber führte ins Feld, dass die drei Kommunen rund die Hälfte der Landkreis-Bevölkerung stellten, folglich hätten sie auch das größere Fahrgastkontingent. Sie erinnerte daran, dass sich die Stadt Oberasbach auch über die Kreisumlage solidarisch zeige, wenn es beispielsweise um den Ausbau von Kreisstraßen gehe – obwohl deren Kilometerzahl auf Oberasbacher Gebiet gegen null tendiere.

Vom Landkreis kam nun ein Kompromissangebot: Man könne doch die Kosten zur Hälfte aufteilen. Pro Kommune würde eine Verkaufsstelle zu 50 Prozent vom Kreis finanziert, die andere Hälfte von der jeweiligen Stadt. Landrat Matthias Dießl betonte, dass dann nicht nur die drei Städte Anspruch auf eine Verkaufsstelle anmelden könnten, sondern alle anderen auch.

Ein Kompromiss, der nicht nur der Oberasbacherin Huber nicht gefiel, sondern auch bei Zirndorfs zweiter Bürgermeisterin Sandra Hauber gar nicht gut ankam. Hauber, die gleichzeitig SPD-Kreisrätin ist, meinte: "Zuerst ist das Unternehmen, das die Tickets verkauft, auch dafür verantwortlich." Und sie wurde grundsätzlich: Die Kommunen könnten nicht immer mehr Aufgaben übernehmen. Ihre Forderung: Der Kreis müsse zu 100 Prozent die Kosten für die Verkaufsstellen bezahlen.

Service gewünscht

Ihr sprang der Zirndorfer SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Bauer bei. Er regte an, die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die solche Verkaufsstellen nutzen. Das seien ältere Bürger, die mit Fahrkartenautomaten, die an einigen Haltestellen stehen, nicht zurechtkommen oder im Bus erst mühsam nach ihrem Geldbeutel kramen müssten, um einen Fahrschein zu lösen. Sie gingen eben lieber in ein Geschäft mit Service.

Die übrigen Mitglieder des Kreisausschusses mussten jedoch eingestehen, dass sie gar nicht wussten, dass solche Verkaufsstellen existieren. Der Veitsbronner Marco Kistner (CSU), nach eigenem Bekunden lange Jahre Pendler, sagte, er habe seine Tickets immer beim Busfahrer gekauft. Auch Friedrich Biegel (FW) beobachtet das in Großhabersdorf.

Da es die Alternativen zu den Verkaufsstellen, wie den Verkauf beim Busfahrer oder die Buchung eines Online-Tickets, gibt, sahen die Kreisräte überhaupt nicht ein, wieso der Landkreis hier einspringen sollte. "Wir finanzieren ein Doppelangebot", fasste der Cadolzburger Bernd Obst (CSU) zusammen. Einem Kompromiss wolle er aber dennoch nicht im Wege stehen.

Die ÖPNV-Fachfrau der Kreisverwaltung, Andrea Müller, ergänzte, dass die 10 000 Euro Kosten auch unterschritten werden könnten, da es möglicherweise einen günstigeren Anbieter für die Verkaufsstellen in Läden gebe.

Der Landrat will nun mit dem Angebot der halbierten Finanzierung an die drei Städte herantreten. Die endgültige Entscheidung wird aber vermutlich in der Kreistagssitzung fallen. Für Oberasbach sagte Bürgermeister Huber zu, man werde unabhängig von der Entscheidung die Verkaufsstellen in jedem Fall aufrechterhalten.

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