Krank im Gang: Fürther Klinikum ist total überlastet

16.2.2015, 11:00 Uhr
Sonntagnachmittag auf Station 18: Patienten müssen im Gang ausharren, bis endlich ein Zimmer frei wird.

© Foto: Iannicelli Sonntagnachmittag auf Station 18: Patienten müssen im Gang ausharren, bis endlich ein Zimmer frei wird.

Dass mehrere Krankenhäuser aus dem Großraum zu einer gemeinsamen Pressekonferenz einladen, ist keinesfalls alltäglich. In diesem Fall treibt die blanke Not die Verantwortlichen dazu, die Öffentlichkeit auf die angespannte Lage in ihren Häusern aufmerksam zu machen.

Der Winter war schon immer die Lieblingszeit von Viren aller Art, doch dieses Jahr scheint es besonders schlimm zu sein. In Fürth ist vor allem die internistische Abteilung völlig überlaufen. Hier werden Grippe- und Durchfallerkrankungen behandelt, aber auch Krankheiten der Atemwege wie Lungenentzündungen. Täglich muss das Klinikum bei der Zentralen Leitstelle in Nürnberg angeben, ob es noch Kapazitäten hat. Seit Januar heißt es meistens: Nein, verteilt neue Patienten bitte auf andere Häuser.

In der Zentralen Notaufnahme herrscht Hochbetrieb. Einen derartigen Ansturm haben auch Mediziner nicht erlebt, die schon seit vielen Jahren in Fürth tätig sind. Wieder einmal liegen Menschen mit ihrem Bett im Gang, weil die Zimmer überfüllt sind. 15 bis 30 seien es zurzeit an einem durchschnittlichen Tag.

Hoch ansteckende Krankheiten wie Grippe oder Noroviren erschweren die Situation zusätzlich. Liegt in einem Zimmer bereits ein Patient mit diesem Befund, kann die Klinik allenfalls jemanden dazulegen, der dieselben Symptome aufweist. Dazu kommt, dass viele Pflegekräfte und Ärzte krankheitsbedingt ausfallen. Weniger Personal muss also mehr Patienten betreuen.

Das hat bisweilen Auswirkungen auf den Betrieb. Erst in diesen Tagen beschwerte sich eine Leserin bei den FN über „unhygienische Zustände“ im Klinikum. Ihr Mann kam auf zwei unterschiedliche Zimmer, jedes Mal fand sich dort der Dreck des Vorgängers, in einem Fall war auch das Klo verschmutzt. „Das darf natürlich nicht sein“, sagt Geschäftsführer Peter Krappmann. Steht ein Patientenwechsel an, sind die Pfleger angewiesen, mit einem Piepser den Reinigungsdienst anzufordern. Angesichts der gegenwärtigen Extremsituation bittet er aber auch um Verständnis.

Ihm zufolge trifft sich gegenwärtig täglich ein Krisenteam im Klinikum, um „eine bestmögliche Belegungssituation“ zu schaffen. Doch den Handelnden sind Grenzen gesetzt. Dabei habe man in Fürth schon vieles verbessert. Vor Jahren wurde ein Belegungsmanagement für die gesamte Klinik eingeführt, und aus einer eigens eingerichteten Kurzliegerstation können Patientinnen und Patienten noch aus der Zentralen Notaufnahme wieder entlassen werden.

Entlastung erhofft sich Krappmann vom Umbau der ehemaligen Station 08, die künftig wieder den Internisten zur Verfügung stehen wird – immerhin 30 Betten, zum Teil für infektiöse Patienten. Rechnen könne man damit aber erst ab September. Langfristig, glaubt Krappmann, könnten nur „neue Versorgungskonzepte in Verbindung mit niedergelassenen Ärzten“ die stationäre Pflege entlasten. Beispiel: Ein Patient, der wegen eines Magen-Darm-Infekts an Flüssigkeitsmangel leidet, könnte auch betreut werden, ohne auf Station zu liegen; ambulant zum Beispiel, oder so, dass er wenigstens die Nächte daheim verbringt.

Dr. Harald Rittger, neuer Leiter der Medizinischen Klinik I in Fürth, verweist darauf, dass die Patientenzahlen in Zukunft – auch ohne Grippewelle – weiter steigen werden, dafür sorge allein schon unsere alternde Gesellschaft. Die Kliniken bräuchten nicht weniger Betten, wie von manchem Politiker propagiert, sondern mehr, sagt Rittger. Genehmigen muss sie der Freistaat, denn: Welches Krankenhaus wie viele Betten vorhält, das wird zentral geplant.

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