Kriegsverherrlicher? Fürther SPD-Stadtrat unter Druck

15.10.2019, 11:00 Uhr
Soldaten der türkisch unterstützten syrischen Nationalarmee patroullieren nach Zusammenstößen mit Kurdischen Kämpfern. In ihrem Kampf gegen türkische Truppen erhalten die Kurdenmilizen in Nordsyrien Unterstützung der Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

© Anas Alkharboutli/dpa Soldaten der türkisch unterstützten syrischen Nationalarmee patroullieren nach Zusammenstößen mit Kurdischen Kämpfern. In ihrem Kampf gegen türkische Truppen erhalten die Kurdenmilizen in Nordsyrien Unterstützung der Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

Mit jeweils einem Klick haben zwei deutsche Nationalspieler am Wochenende für Wirbel gesorgt. Auf der Social-Media-Plattform Instagram bekundeten Ilkay Gündogan und Emre Can mit einem "Like" ihre Sympathie für ein Foto, das der türkische Nationalspieler Cenk Tosun gepostet hatte.

Es zeigt, wie er und seine Teamkollegen beim 1:0 gegen Albanien in die Kamera salutieren – eine Unterstützungsgeste für die Militäroffensive von Recep Tayyip Erdogan gegen die Kurden in Syrien. Der in Hessen geborene Tosun schrieb dazu: "Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren."


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Ein Fürther SPD-Stadtrat mit türkischen Wurzeln hat letzte Woche eine ähnliche Nachricht abgesetzt: Ayhan Yesil, ein Hinterbänkler, der im Stadtrat wenig bis gar nicht in Erscheinung getreten ist, schrieb auf Türkisch eine Facebook-Botschaft, die Vertreter der Fürther Linkspartei so übersetzt haben: "Möge euer Weg frei sein. Unsere Gebete sind mit euch. Der Sieg gehört denen, die daran glauben. Für Frieden, Seelenruhe, fürs Vaterland/Heimat." Dazu postete Yesil das Foto einer wehenden türkischen Flagge.

 

Die Linke kritisiert das scharf. "Es ist skandalös und widerlich, dass ein SPD-Stadtrat einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verherrlicht und mit seiner nationalistischen Kriegshetze das türkische Erdogan-Regime unterstützt", heißt es in einer Pressemitteilung, die von Niklas Haupt und Anny Heike unterzeichnet wurde. Sie fordern die Fürther SPD auf, "die antidemokratischen Äußerungen von Ayhan Yesil zu verurteilen und Konsequenzen zu ziehen".

"Nur ein Friedenswunsch"

Auf FN-Anfrage sagte Matthias Dornhuber, Kreischef der Sozialdemokraten, der Facebook-Post sei inzwischen gelöscht worden. Yesil, der am Montag wegen der Teilnahme an einer Trauerfeier für uns persönlich nicht zu sprechen war, habe ihm gegenüber betont, seine Worte seien lediglich ein "Schutz- und Friedenswunsch" gewesen, er bedauere, dass man sie auch anders interpretieren konnte. Die Haltung der SPD zum türkischen Einmarsch in Nordsyrien sei klar: "Wir distanzieren uns davon und rufen die Türkei auf, den Angriff sofort zu beenden und ihre Interessen auf friedlichem Wege zu verfolgen." Konsequenzen müsse Yesil, der bei der Stadtratswahl im März auf Platz 37 der SPD-Liste kandidiert, nicht befürchten. "Aus meiner Sicht ist die Angelegenheit erledigt", sagt Dornhuber.

Übrigens: Can und Gündogan haben den "Like" für das Tosun-Foto zurückgezogen. Gündogan sagte dazu: "Emre und ich sind beide konsequent gegen Krieg und Terror, egal, wo er auf der Welt stattfindet." Der "Like" sei nicht politisch gewesen, sondern "reine Unterstützung" für ihren Freund Cenk Tosun.

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