Kultur in Zirndorf: Jahresprogramm trotz Pandemie

20.1.2021, 11:00 Uhr
Kultur in Zirndorf: Jahresprogramm trotz Pandemie

© Werner Schieche

Herr März, Sie haben für die Paul-Metz-Halle ein Jahresprogramm aufgestellt, trotz Pandemie. Sind Sie nicht vielleicht doch etwas zu optimistisch?

Mag sein, aber da gilt es, wie derzeit in allen Bereichen, ein vernünftiges Maß zwischen Realismus und Optimismus zu finden. Das Programm ist deshalb leicht eingeschränkt.

Was haben Sie – gemessen an anderen, "normalen" Jahren – gecancelt?

Wir hatten ein halbes Dutzend mehr Veranstaltungen, das Tanzparkett etwa eröffnen wir erst im Oktober mit dem Rosenball, andere Bälle sind gestrichen. Was fehlte, waren die Publikumsmagneten zu Jahresbeginn wie das Bockbierfest. Auch der Dixieland-Frühschoppen fällt flach. Gestrichen haben wir die monatlichen Tanznachmittage für Senioren im Frühjahr und Herbst. Im Wesentlichen bestimmen das Programm zwei Veranstaltungstypen.

Welche sind das denn?

Zum einen sind die Veranstaltungen berücksichtigt, die bereits lange Zeit geplant sind und für die ich die Verträge vor zwei, drei Jahren, weit vor den Lockdowns, mit den Künstlern ausgehandelt habe. Die andere Hälfte sind die, die bereits vergangenes Jahr wegen Corona verschoben werden mussten.

Wie ist das denn vertraglich mit den Künstlern geregelt, wenn das vereinbarte Gastspiel wegen Corona platzt?

Das ist höhere Gewalt, auch das Jahresprogramm 2021 steht letztlich unter dem Vorbehalt der Entwicklung des Infektionsgeschehens.

Bisher konnten Interessenten die Karten für Kulturveranstaltungen kaufen, sobald das Programm veröffentlicht war, wie regeln Sie das heuer?

Heuer gibt es die Tickets für die Veranstaltungen erst vier Wochen vor dem Termin, sodass wir flexibel auf behördliche Auflagen reagieren können und die Bestuhlung jeweils so gestalten, dass sie mit den aktuellen Hygienestandards übereinstimmt. Die beiden Veranstaltungen im Februar mussten wir bereits auf Herbst und Winter verschieben.

Gab es im vergangenen Jahr überhaupt Gastspiele in der Paul-Metz-Halle?

Mit dem Lockdown ab Mitte März ist es, abgesehen von Stadtratssitzungen, still geworden in unserer Halle. Die einzige und letzte Kulturveranstaltung 2020 war im Oktober, allerdings auch nur unter Auflagen: Zu Sven Bachs fränkischem Kabarettabend konnten wir nur 200 Gäste einlassen, normalerweise bringen wir 600 Besucher in der großen Halle unter. Aber jetzt im Lockdown geht natürlich wieder gar nichts mehr.

Was bedeutet das wirtschaftlich für die Künstler?

Sie werden an den Einnahmen des Ticketverkaufs beteiligt, im Schnitt sind das 70 Prozent. Da kann sich jeder ausrechnen, was herauskommt, wenn statt 600 nur 200 Karten verkauft werden können.

Und was bedeuten die Lockdowns für den Betrieb der Paul-Metz-Halle?

Unsere drei Hallenmeister sind seit Mai in Kurzarbeit. Ich selbst bin nach wie vor im Büro, meine Arbeit ist sehr aktenlastig, das macht den Wechsel ins Home-Office schwierig. Abgesehen davon war ich gut beschäftigt. Im Lockdown ist das, was heute gilt, oft genug morgen schon wieder überholt. Insofern haben wir gut zu tun im Rathaus. Und es ist ein ziemlicher Aufwand, die ganzen Verschiebungen zu organisieren. Aber die Planungen müssen weiterlaufen, das sind wir den Künstlern schuldig. Ich führe bereits Verhandlungen für die Jahre 2022 und 2023.

Mit der Stadthalle leistet sich Zirndorf ohnehin ein Draufzahlgeschäft, oder?

So eine Halle kostet jede Stadt Geld. 2019 lag unser Defizit bei 220.000 Euro, die kalkulatorischen Kosten, also die Abschreibung, berücksichtigt, waren es 484.000 Euro. Die Bilanz für das Pandemie-Jahr 2020 steht noch nicht. Allerdings weiß ich bereits, dass allein bei den Vermietungen für private Feiern, Firmenveranstaltungen oder Messen 59 Prozent der Einnahmen fehlen. Statt der 71.000 Euro, die wir 2019 noch eingenommen hatten, sind es 2020 nur 29.000 Euro gewesen.


Die Paul-Metz-Halle hat Tradition


Sie sprechen es an: Die Paul-Metz-Halle ist auch für private Veranstaltungen gefragt, da dürfte 2020 kaum etwas gelaufen sein.

Das Pandemiejahr war für Privatpersonen sehr heftig. Wir hatten Hochzeitspaare, die mit 200 bis 300 Gästen planten und ihr großes Fest jetzt zum vierten Mal verschoben haben. Da war auch viel Trost nötig.

Der allerdings auch bei Künstlern angebracht gewesen sein dürfte, oder?

Ja, da habe ich sehr schwierige Gespräche geführt. Traurig, was die Künstler berichten. Sie verdienen keinen Pfennig, trotzdem muss die Familie ernährt werden. Viele haben sich beruflich sogar umorientiert. Selbst der Chef der Firma, mit dem ich erst dieser Tage über die Bereitstellung der Technik beim Klassik Open Air gesprochen habe, hat mir gesagt, er könne nicht garantieren, dass es sein Unternehmen im Sommer noch gibt. Allerdings ist es derzeit auch schwer vorstellbar, dass das Open Air, das alle zwei Jahre stattfindet und im Juli wieder dran wäre, wirklich stattfindet. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Auf was würden Sie persönlich denn auf keinen Fall verzichten wollen im Programm 2021?

Da möchte ich mich nicht festlegen, entscheidend ist für mich, endlich wieder Menschen in der Halle zu sehen, egal ob bei Theater, Kabarett oder Ball. Dass die Menschen von der Sehnsucht nach mehr Normalität und dem Hunger auch nach Kultur getrieben sind, zeigt der Vorverkauf der Karten für das Gastspiel des Kabarettisten Martin Frank am 30. April. Die Nachfrage ist enorm.

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