Kunst als Störfaktor

30.4.2012, 12:00 Uhr
Kunst als Störfaktor

© Gerd Axmann

Die Baugenossenschaft Eigenes Heim hat im Vorfeld bei der städtischen Bauverwaltung um Erlaubnis gebeten, das Kunstwerk bei der Gebäudesanierung mit Dämmplatten überziehen zu dürfen. Sie bekam grünes Licht. Mit der Einschränkung allerdings, dass die Platten auf dem Relief nicht wie an der übrigen Fassade auch mit Dübeln befestigt werden dürfen, sondern nur mit Kleber. Für alle Fälle einer späteren Restaurierung, wurde außerdem eine Fotodokumentation des Kunstwerks erstellt.

Marcus Zierer, Vorstand der Baugenossenschaft, begründet dieses Vorgehen mit den hohen Kosten, die ein Erhalt des Kunstwerks verursacht hätte. „Man kann alles machen. Die Frage ist nur, ob der Aufwand noch im Verhältnis zum Nutzen steht“, meint Zierer auf die Frage nach den Möglichkeiten der Rettung des Gemeinschaftswerks von Hans Langhojer und Georg Weidenbacher. Zur künstlerischen Qualität will er sich kein Urteil erlauben. Dank der geschützten Lage im Innenhof ist es besser erhalten, als manch anderes Kunstwerk.

Die beiden renommierten Fürther Künstler haben auch das große Mosaik an der Außenwand es ehemaligen Filmsaals der Berufsschule I in der Turnstraße geschaffen, das — wie berichtet — nach langem Tauziehen mit Hilfe großzügiger Spenden abgenommen, restauriert und auf der neuen Wärmedämmung wieder angebracht werden konnte. Der WBG wiederum ist es gelungen, bei der energetischen Sanierung ein Relief der Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann in der Leibnitzstraße zu erhalten.

Unverzeihlich ist das Überkleben des Jahreszeiten-Reliefs für Bernd Kaag vom Fürther Arbeitskreis Kunst im öffentlichen Raum. In seinen Augen handelt es sich um ein Werk von zentraler Bedeutung. Nicht ohne Grund hatte der Arbeitskreis seine Dokumentation der Nachkriegskunst am Bau 2008 ausgerechnet vor diesem Relief an Oberbürgermeister Thomas Jung übergeben. „Wir werden nicht jedes einzelne Werk retten können, aber es wird keines mehr einfach so verschwinden“, versprach der OB damals.

Alarmiert sind Kaag und seine Mitstreiter aufgrund schlechter Erfahrungen. Schließlich war bereits 2007 ein Wandbild, mit dem Langhojer und Weidenbacher 1953 die Vertreibung thematisiert hatten, von der Baugenossenschaft Eigenes Heim der Fassadensanierung eines Mehrfamilienhauses in der Leyher Straße geopfert worden. Eines der bedeutendsten Beispiele für Kunst am Bau sieht auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer in den „Vier Jahreszeiten“. Dessen Qualität rechtfertige auch einen höheren Aufwand. Doch nach Mayers Ansicht würden die technischen Möglichkeiten eines Erhalts nicht ernsthaft genug geprüft.

Der Heimatpfleger zieht beispielsweise eine partielle Wärmedämmung von innen in Erwägung. Für Zierer wiederum sind die Kosten ein wesentlicher Aspekt. Schließlich sollen die Mieten moderat bleiben. Hohen Aufwand betreibe die Baugenossenschaft ohnehin bei der im Spätsommer anlaufenden Sanierung der unter Ensembleschutz stehenden Wohnhäuser im Bereich der Weinberg- und Damaschkestraße. Im Gebäude mit dem umkämpften Relief werden 18 Wohnungen aufgemöbelt. Eine neue Zentralheizung mit Solarunterstützung sorgt für Wärme. Außerdem werden zusätzliche Balkone angebracht.

 

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