Kurz vor Schluss: Schausteller schwärmen von Fürth

12.10.2011, 13:00 Uhr
Kurz vor Schluss: Schausteller schwärmen von Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Wie Eduard Wentzl, Vorsitzender des Landesverbandes der Schausteller und Marktkaufleute, sagte, hatte sich noch vor der Schreckensnachricht des Samstags, als drei Campingwagen von Schaustellern in Brand geraten waren, die Nachricht von einem anderen Unglück wie ein Lauffeuer in den Budenstadt verbreitet. Bereits am Freitagvormittag hatte es demnach auf der Kirchweih einen Todesfall gegeben. Ein 46-jähriger Angehöriger einer Familie, die einen Ausschankbetrieb unterhält, erlitt einen Herzinfarkt. Der Mann brach laut Wentzl am Stand zusammen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Glimpflich davon gekommen sind die Bewohner der Campingwagen, die am Samstag auf dem Hallplatz Feuer gefangen hatten. Zwar brannten die Wagen aus, doch wurde niemand ernstlich verletzt. Die Bewohner kamen nach den Worten von Helmut Dölle, Vorsitzender der Sektion Fürth im Süddeutschen Schaustellerverband, im Hotel oder in anderen Wohnwagen unter. Eine der Betroffenen wohne in Erlangen, habe also auch ein Dach über dem Kopf.

Wentzl und Dölle sprachen von einem fantastischen Kirchweihauftakt. Bei sommerlichen Temperaturen habe das verlängerte Wochenende rund 450000 Besucher angelockt. „Das ist ein neuer Rekord, die Straßen waren voll, die Aufnahmefähigkeit des Kirchweihgeländes war erreicht“, schwärmte Wentzl, der sicher ist, „dass wir auch heuer die Millionengrenze geknackt haben“. Bedingt durch den „krassen Wetterwechsel“, so Dölle, kamen am zweiten Wochenende und insbesondere am Bauernsonntag weniger Menschen als gewohnt. Trotzdem erklärten beide Verbands-Funktionäre, sie und ihre Kollegen seien sehr zufrieden mit dem Geschäft. Schließlich habe „der tolle Start die Umsatzverluste in der zweiten Woche aufgefangen“ (Dölle).

Der Betreiber des „Alten Brathauses“ schwärmte, die Fürther Straßenkirchweih sei immer wieder aufs Neue ein „Highlight“. Und: „Wir spielen mit dieser Veranstaltung in der Champions League.“ Auch Eduard Wentzl fand rührende Worte: „Wir lieben alle unsere Fürther Kirchweih“, sagte er.

„Erfreulich sauber“

Umso mehr freue es ihn, dass das Fest friedlich und, was die Fahrgeschäfte betrifft, unfallfrei geblieben sei. Abgesehen von dem Kopfstoß, mit dem ein alkoholisierter 19-Jähriger einem Polizisten die Nase brach, hatte die Polizei nurmehr mit den üblichen Streitigkeiten und Diebstählen zu tun. Möglicherweise gilt die Fürther Kirchweih bald nicht nur als die schönste im Frankenland, sondern auch als die sauberste. 380 Mülleimer hat die Stadt aufgestellt, so viel wie noch nie, und erstmals waren sie grün und weiß. „Die Besucher nutzen die Behälter, das Gelände ist erfreulich sauber“, lobte Wentzl.

Nach dem Brand, der nach Einschätzung der Feuerwehr leicht in eine Katastrophe hätte münden können, befürchtet Wentzl, „dass man unsere Wohn- und Versorgungswagen künftig aus der Stadt draußen haben will“. Die Sorge ist nicht unbegründet. Bei der Feuerwehr hält man die beengten Wagen-Dörfer am Hallplatz und der Kleinen Freiheit für ein Sicherheitsrisiko und wünscht eine Verlegung oder zumindest größere Abstände. Auch Bürgermeister Markus Braun stellte nun klar, über eine Verlegung müsse nachgedacht werden. Jedes zusätzliche Gefahrenpotenzial sei fernzuhalten von der Stadt, argumentierte er.

Wentzl zeigte Verständnis, bat aber darum, zu berücksichtigen, dass „jahrzehntelang nichts Größeres passiert sei“ und er und seine Kollegen die Fahrzeuge aus gutem Grund um sich haben wollen. Oft befänden sich darin Lebensmittel oder wichtige Dokumente, die man rasch zur Hand haben müsse, etwa wenn Kontrollbehörden danach verlangen. Außerdem beherbergten die Wagen Toiletten, Wohn- und Sozialräume für die Mitarbeiter. Bei längeren Wegen brauche man unter Umständen Ersatzpersonal, „und das ist auch eine wirtschaftliche Frage“. Der städtische Kirchweihmanager André Hollitzer schlug versöhnliche Töne an, indem er ankündigte, das Problem zusammen mit Schaustellern und Händlern lösen zu wollen.

Eine Neuheit auf der Michaeliskirchweih 2013 steht übrigens schon fest: Erstmals will die Tourist-Information der Stadt dann Kirchweih-Führungen anbieten. Es soll Gespräche mit Schaustellern geben, Blicke hinter die Kulissen und einen Einblick in die über 900-jährige Geschichte von Fürths „fünfter Jahreszeit“.




 

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