Kurzer Prozess mit Grundig-Villa

14.12.2012, 13:00 Uhr
Kurzer Prozess mit Grundig-Villa

© Thomas Scherer

Der Anfang der 1970er Jahre bezogene Luxusbau macht, wie berichtet, einer komplett neuen Bebauung des 57000 Quadratmeter großen Grundig-Parks Platz. Entlang der Straße soll nach der mehrfach überarbeiteten Planung der Fürther Immobiliengesellschaft P&P als Investor eine zusammenhängende Häuserzeile entstehen. Sie sollen nach den Worten von Stadtplanungsamtschef Dietmar Most die dahinterliegenden Einzelhäuser vom Verkehrslärm abschirmen.

Vergeblich hatte sich ein Fürther in der letzten Bürgerversammlung für den Erhalt des Erinnerungsstücks an den Rundfunkpionier Max Grundig ausgesprochen. Im rechtskräftigen Bebauungsplan ist der alte Gebäudebestand nicht gesichert und unter Denkmalschutz steht er auch nicht. „Wir nehmen es bedauernd zur Kenntnis“, kommentiert Most auf Anfrage der FN den Abriss der Villa. Leider habe sich kein Investor gefunden, der diesen Bau erhalten wollte. Wegen der sensiblen Lage des Grundstücks am Waldrand war um die Dichte der Bebauung intensiv gerungen worden. Der Bund Naturschutz war ebenso an der Auseinandersetzung beteiligt wie die Regierung von Mittelfranken.

Der aktuelle Plan sieht laut Most zwar eine intensivere Nutzung des Areals vor als seine Vorgänger, die Vorgaben des alten Bebauungplans zur Grundfläche des Gebäudebestands würden jedoch weitgehend eingehalten. Verzichtet werde auf einen Lärmschutzwall an der Straße Am Europakanal.

Nachdem die hintere Häuserzeile etwas nach vorne gerückt wurde, bleibt zum Waldrand hin ein genügend breiter Schutzstreifen frei. Vor den Stadtwald zieht sich laut Most noch ein Streifen Privatwald. Insgesamt plant P&P den Bau von 230 neuen Wohnungen mit 16000 Quadratmetern.

Dem Ansinnen, Max Grundig durch Erhalt seiner Villa ein Denkmal zu setzen, hielt OB Thomas Jung in der Bürgerversammlung entgegen, dass die Stadt bereits das alte Grundig-Direktionsgebäude für das darin untergebrachte Fürther Rundfunkmuseum gekauft und die Fach- und Berufsoberschule wie auch die Kleine Freiheit mit dem von Grundig gestifteten Paradiesbrunnen nach dem Industriellen benannt hat.

„Keine Katastrophe“ ist der Abriss der Villa auch für Stadtheimatpfleger Alexander Mayer. Schließlich hat Grundig hier nur kurze Zeit gelebt. Weil er sich auf dem abseits gelegenen großen Grundstück im „Deutschen Herbst“ nicht mehr sicher wähnte, zog er in das als Hochsicherheitstrakt mit separatem Aufzug ausgelegte Dachgeschoss des Hotels Forsthaus. Mayer weiß auch, dass Max Grundig das Park-Grundstück von einem ehemaligen jüdischen Mitbürger erworben hatte, der ihn in New York wiedererkannte, auf offener Straße ansprach und das Gelände zum Kauf anbot.

Zu den Besonderheiten der Villa gehört ihr als Atomschutzbunker ausgelegter Keller. Der Stadtheimatpfleger hätte sich auch eine neue Wohnnutzung des Gebäudes vorstellen können – nach dem Vorbild jener alten italienischen Herrschaftshäuser, die für Eigentumswohnungen mit besonderem Flair herhalten. Doch das sei Geschmackssache.

 

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