Landkreis braucht mehr kleine Paradiese der Artenvielfalt

25.4.2020, 07:59 Uhr
Landkreis braucht mehr kleine Paradiese der Artenvielfalt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Ich verstehe die Landwirte", sagt die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN). Und dennoch hadert Sabine Lindner oftmals mit ihnen, wenn sie sieht, wie Dünger auf staubtrockenen Äckern ausgebracht wird oder in Flussauen bis zum Gewässerrand Mais angesät wird, obwohl ein fünf Meter Streifen frei bleiben sollte.

Eine Lösung für den Konflikt zwischen Land versiegeln, es beackern oder der Natur überlassen, hat sie auch nicht in der Schublade. Sie wirbt aber für "die Begrenzung der Versiegelung und die Kompensation von Bebauung durch Ökoflächen".

In das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Naturschutz gehört der Verein FürthNatur, in dem sich Landwirte und Maschinenring zusammengeschlossen haben. Die Vereinigung bringt ein neues Instrument ins Spiel: die sogenannten produktionsintegrierten Maßnahmen (wir berichteten jüngst von dem ersten Projekt im Landkreis Fürth in Stein). Landwirte behalten ihre Äcker, bewirtschaften sie aber ohne Dünger und Pestizide. Die Saatreihen sind lockerer, um Tieren einen Rückzugsraum zu ermöglichen. Dafür erhalten die Bauern Ausgleichszahlungen.

Im Prinzip sei das ein guter Ansatz, meint die BN-Vorsitzende, doch kein Vergleich zu festen Ausgleichsflächen, die einen dauerhaften und ungestörten Lebens- und Schutzraum für Tiere und Pflanzen bilden.

 

Gutschrift fürs Ökokonto

 

Solche Areale, die in einem Ökoflächenkataster festgehalten sind, haben in den vergangenen Jahren Kommunen im Landkreis Fürth geschaffen, immer dann, wenn Land für Straßen, Bau- und Gewerbegebiete versiegelt wurde. Teils waren die Grundstücke schon im Besitz der Städte und Gemeinden und wurden ökologisch aufgewertet, teils wurden sie eigens als Ausgleichsflächen angeschafft und so das Ökokonto vergrößert. Letzteres konnte auch in weiter entfernten Regionen sein. Denn vor Ort ist es im flächenmäßig kleinen Landkreis Fürth immer schwieriger, passenden Grund zu finden. Die Landwirte wollen immer weniger abgeben von ihren wertvollen Äckern und Wiesen.

In den zurückliegenden Jahrzehnten sind aber dennoch auf diese Art und Weise Streuobstwiesen bei Tuchenbach und Puschendorf entstanden. Wiesenstreifen an Waldrändern und Flüssen durften ungenutzt wachsen, wie zwischen der Zenn und dem Zennwald. In der Veitsbronner Weiherkette wurde ein Teich aus der Nutzung genommen.

"All diese Flächen sind kleine Paradiese. Die Ortschaften gewinnen dadurch Naherholungsgebiete", sagt Sabine Lindner. Für den Erhalt der Artenvielfalt seien solche Rückzugsflächen sehr wertvoll, aber auch für die künftige Trinkwasserversorgung.

Sie erinnert daran, dass man schon vor mehreren Jahrzehnten über einen Vernetzungsplan der Biotope nachgedacht habe. Längs der Flussauen in Verbindung mit den Wäldern sieht sie darin eine große Chance, wenn man die Pläne entstauben und überarbeiten würde.

 

"Genügsamkeit ist angesagt"

 

Doch am Grundproblem, der ständig wachsenden Versiegelung, ändere das nichts, sagt die Naturschützerin: "Genügsamkeit und Begrenzung der Bebauung ist angesagt." In die Höhe bauen statt Gebiete mit vielen kleinen Häusern besiedeln und auch mal eine Fläche entsiegeln, stehen auf ihrem Vorschlagskatalog.

Dann nämlich müssten die Landwirte auch nicht immer mehr Land abgeben, sei es für Neubaugebiete, Straßen oder Ökoflächen.

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