Wilderei

Landkreis Fürth: Seit Wochen reißt ein Hund Rehe

Sabine Dietz

Lokalredaktion Fürth

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18.2.2022, 06:00 Uhr
Landkreis Fürth: Seit Wochen reißt ein Hund Rehe

© Foto: AGAMI/C. Piek via www.imago-images.de

Und die Vorfälle häufen sich: Allein seit Freitag vergangener Woche stieß Reichert fast täglich auf ein erlegtes Tier. Er hat mit einem Vogtsreichenbacher, der direkt am Dorf Dammwild in einem Gehege hält, in dem ebenfalls drei Tiere gerissen wurden, bei der Polizeiinspektion Zirndorf Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Reichert, der auch Vorsitzender der Kreisjägerschaft Fürth ist, geht es nicht um den Schadensersatz, den er für das verlorene Wildbret einfordern könnte, sollte der Hund, vielmehr dessen Herr ausfindig gemacht werden. Rein rechtlich handelt es sich um Sachbeschädigung, eventuell kann der Halter auch wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz belangt werden. Reichert "will einfach nur, dass das aufhört und wieder Ruhe herrscht im Revier".

Übel zugerichtet

Die jungen Rehe seien fürchterlich zugerichtet, der Hund reiße ihnen die Bäuche auf, um an die Innereien zu gelangen, manches Tier verende schwerst verletzt jämmerlich. Und nicht immer finde sich das geschundene Wild. Liegt irgendwo im Wald ein verendetes Tier, bedienten sich auch Fuchs, Krähe oder Bussard. Insoweit geht Reichert von einer hohen Dunkelziffer aus.

Da er zunächst vermutete, es könnte sich um Risse eines Wolfs handeln, hat er das Landesamt für Umweltschutz eingeschaltet. DNA-Proben ergaben allerdings, dass definitiv ein Hund zugeschlagen hat.

Weil das Wild, das Reichert in Wald und Flur gefunden hat, stets ähnliche Bisswunden und Fraßspuren aufwies, vermutet er, dass es sich um den immer gleichen Hund handelt. Und er unterstellt ihm Professionalität: Die Rehe seien mit einem gezielten Biss in die Kehle getötet worden. "Ein ausgebüchster Stubenhund ist dazu gar nicht in der Lage. Und in der Gegend kenne ich auch keinen Hund, der in diese Kategorie fallen würde", sagt Reichert. Deshalb will er nicht ausschließen, dass es sich um einen abhanden gekommenen oder ausgesetzten Hund handelt, der ums Überleben kämpft. "Aber", so Reichert, "das ist alles nur Spekulation."

Der Halter ist in der Pflicht

Reichert nimmt die Halter in die Pflicht: Ein Hund gehe nur dem in seinen Genen verankerten Jagdtrieb nach. Je nach Rasse sei diese Wildschärfe mehr oder weniger stark ausgeprägt. Doch wenn er einmal, vielleicht nur zufällig, weil sich ein Reh in einem Zaun verfangen hat, Jagderfolg hatte, verankere sich das in seinem Gedächtnis, "das bekommt man nicht mehr raus".

Die Verantwortung, den Hund zu kontrollieren, liegt beim Halter. Und der tue dem Hund nichts Gutes, wenn er ihn frei laufen lasse. Reicherts dringende Bitte: "Nehmt Rücksicht auf die freilebenden Tiere."

Wilderei "so massiv, in der Häufigkeit", hat Roland Meyer, der Leiter der Polizeiinspektion Zirndorf, "noch nie erlebt". Oft informierten die Jagdpächter die Polizei ohnehin gar nicht über Einzelfälle, weil sie das direkte Gespräch mit den Hundehaltern suchten. Meyer hat Reichert zugesagt, öfters mal eine Streife vorbeizuschicken. "Nur können wir natürlich auch nicht sieben Tage in der Woche 24 Stunden präsent sein."

Wie der Vorfall der Wilderei im Wiesengrund von Zirndorf im vergangenen Sommer gezeigt habe, "sind wir bei solchen Fällen auf Informationen aus der Bevölkerung angewiesen". Damals rissen ein Magyar Viszla und ein Terrier eine Rehgeiß und zwei Kitze. Der Halter wurde nach Hinweisen aus der Bevölkerung ausfindig gemacht. Er will sich gar nicht darüber im Klaren gewesen, dass seine durchgegangenen Hunde auf Abwege geraten waren und Rehe gerissen hatten. Was den Mann nicht vor Strafe schützte: Reichert zufolge zahlte er 2000 Euro.

Spaziergänger oder Anwohner, die rund um Vogtsreichenbach etwas beobachten, bittet die Polizei, sich bei der Inspektion in Zirndorf unter der Telefonnummer (09 11) 96 92 70 zu melden.