Langenzenn: Das faire Überraschungsei

3.3.2015, 06:00 Uhr
Langenzenn: Das faire Überraschungsei

© Foto: Harald Ehm

In den 80er Jahren hat sich Caracol, auf spanisch die Schnecke, auf den Weg gemacht. Wo, Herr Oppel, ist sie inzwischen angekommen?

Jürgen Oppel: Vor 30 Jahren war der faire Handel in Langenzenn noch etwas ganz anderes. Katholische und evangelische Jugend haben im Christophorus-Haus aus dem Schrank heraus Kaffee, Tee, Honig, Kunsthandwerk und die berühmten Jute-Taschen verkauft. Die Produkte waren Mittel für politische Aufklärungsarbeit. Aber wir sind längst von einem kleinen Dritte-Welt-Laden zu einem Fachgeschäft für fairen Handel geworden. Wir haben rund 600 verschiedene Lebensmittel im Sortiment und etwa 1800 kunsthandwerkliche Produkte. Die Schnecke war unser Symbol in der Außendarstellung, jetzt ist es das Logo des Weltladen-Dachverbandes. Die Schnecke ist nicht zur Rennschnecke geworden, aber sie hat sich verändert.

Genau wie Ihr Ansatz?

Oppel: Früher mussten wir den Leuten die Zusammenhänge des Fairen Handels erklären, wie sich ihr Verkaufsverhalten auswirkt und wie sie damit etwas verändern können. Nun wollen wir die Kunden erst einmal über gute, hochwertige Produkte, die wir im Laden attraktiv präsentieren, ansprechen. Wir spenden unsere Gewinne in der Regel auch nicht mehr, sondern investieren das Geld in die eigenen Strukturen, in Werbung, Laden-Ausstattung oder ein EDV-System. Es geht darum, den Umsatz zu steigern und auf diese Weise unseren Produzenten in den südlichen Ländern zu ermöglichen, aus eigener Kraft ihre Existenz zu sichern – und zwar nachhaltig.

Ist das Thema Fairer Handel inzwischen bei den Menschen fest verankert, oder ist das aktuell eher ein Trend, der sich wieder abschwächen könnte?

Oppel: Meiner Meinung nach ist das keine Modeerscheinung, dafür haben die Welt-Läden den Weg bereitet. Unsere Umsatzzahlen zeigen nach oben, speziell seit wir vor drei Jahren in die Rosenstraße umgezogen sind und so mehr Laufkundschaft haben.

Sogar die Discounter sind auf den Zug aufgesprungen und bieten fair gehandelte Produkte an. Ungeliebte Konkurrenz für Sie und Ihre Mitstreiter?

Oppel: Da haben wir anfangs intern heftig diskutiert. Ich sehe es nicht als Konkurrenz, sondern begrüße es, wenn bestimmte Standards eingehalten werden. Auch wenn Discounterketten das vielleicht aus Imagegründen machen – es geht zunächst darum, die Produzenten zu unterstützen. Jedoch üben wir auch deutliche Kritik an den oft mangelhaften Arbeits- und Sozialbedingungen in den Discountern.

Manche Fair-Trade-Siegel, das sagen Kritiker, werden dem Anspruch nicht gerecht. Wie soll der Kunde das nachprüfen können?

Oppel: Die Kritik bezieht sich meistens auf einzelne Produkte, oft mit dem Transfair-Siegel. Das war Anfang der 90er Jahre der erste Siegelproduzent, der sehr viel getan, sich inzwischen aber von den Weltläden gelöst hat. Wir bei Caracol arbeiten nach der Konvention des Weltladen-Dachverbands und der Welthandelsorganisation WFTO und werden regelmäßig überprüft. Bei uns ist die ganze Lieferkette fair, vom Produzenten über den Importeur bis zu uns.

Was verkauft sich am besten?

Oppel: Kaffee, im vergangenen Jahr rund eine Tonne, das waren 20 Prozent des Gesamtumsatzes. Bananen sind ebenfalls gefragt, 1200 Kilogramm sind über die Ladentheke gegangen. Außerdem haben wir trendige Sachen, wie Überraschungseier, um auch junge Kunden ansprechen.

Sie haben eine 450-Euro-Kraft für den Verkauf eingestellt und die Öffnungszeiten erweitert. Caracol boomt also auf allen Ebenen?

Oppel: Leider nicht. Wir wollten ladentypische Öffnungszeiten anbieten, das war allein mit ehrenamtlichen Kräften nicht mehr zu schultern. Wir haben 72 Mitglieder im Verein und 17 Mitarbeiter für den Verkauf – auf stagnierendem Niveau. Das liegt daran, dass es in Langenzenn sehr viele Vereine gibt, in denen sich die Menschen engagieren. Und jüngere Leute wollen sich immer weniger binden.

Groß feiern wollen Sie nicht, wie wird das 30-Jährige gewürdigt?

Oppel: Wir bieten jedes Monat ein vergünstigtes Produkt an, aktuell Filzuntersetzer aus Nepal. Am 9. März wird es ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus einen Vortrag zum Thema „Wie fair ist der faire Handel? Ein Ziel – verschiedene Wege“ geben.

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