Langenzenn kauft fair statt billig

5.3.2019, 16:00 Uhr
Langenzenn kauft fair statt billig

© Foto: Heinz Wraneschitz

Wie es geht, hat die Langenzenner Stadtverwaltung bereits vorgemacht: Für ihre Freiwillige Feuerwehr beschaffte sie Kleidung mit einem Zertifikat, das faire Herstellungsbedingungen garantiert – ein positives Beispiel. Die Zennstadt hat dem 2015 beschlossenen Fairtrade-Bekenntnis schon einige Taten folgen lassen.

"Unser Verhalten ist fatal. Wir leben in Zeiten der Globalisierung. Wir sitzen alle in einem Boot. Wir haben vor 150 Jahren Arbeiter-Slums in Deutschland abgeschafft. Aber woanders lassen wir sie heute noch zu." Für Bernhard Heeren, Kinderarzt und Grünen-Stadtrat, zeigt deshalb die Ausstellung auch nur ein Beispiel für die verschiedensten Möglichkeiten, bei denen wir uns alle "für Arbeitsbedingungen nach den ILO-Normen einsetzen können".

ILO steht für International Labour Organisation, eine Einrichtung der UNO. Deren Vorgaben lauten unter anderem: existenzsichernder Lohn, die Möglichkeit auf Gewerkschaftsbildung, menschliche Arbeitsbedingungen und vieles mehr. Die Ausstellung wurde deshalb auch maßgeblich von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der konsumkritischen "Christliche Initiative Romero CIR" ins Leben gerufen. Unterstützung gab es von der Bundesregierung. Und konzipiert hat sie die gemeinnützige "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt" SKEW. Sie handelt mit staatlichem Auftrag.

Die Organisation arbeitet ganz konkret daran mit, die "18 Globalen Nachhaltigkeitsziele 2030" auch in Deutschland bekannt zu machen. Auf diese Ziele hat sich auch die Bundesrepublik mit anderen UN-Mitgliedern verpflichtet. Auf staatlicher Ebene laufen deshalb seit einiger Zeit Aktionen wie jenes "Fachgespräch Energiewende in der Verwaltung", das Ende 2018 im Ansbacher Schloss stattfand.

Beispiel aus Hessen

Das hätte besser "Nachhaltigkeit für die Verwaltung" heißen sollen. Und es hatte einige nützliche Vorschläge parat. Beispielsweise, dass bayerische Beamte "den ,Leitfaden nachhaltige Beschaffung‘ des Bundeslandes Hessen" nutzen sollten.

Oder — ebenfalls kaum bekannt in hiesigen Amtsstuben: "Bei Ausschreibungen dürfen Sie die Umweltverträglichkeit genauso berücksichtigen wie die Lebenszeitkosten von Geräten." Denn Standard sei bei öffentlichen Vergaben das Kriterium "wirtschaftlich günstigster Anbieter".

Ein solches Umdenken wünscht sich Bernhard Heeren auch in der Bevölkerung bei privaten Einkäufen: "90 Prozent sagen, sie würden drei Euro mehr für ein fair hergestelltes Kleidungsstück ausgeben. Aber im Unterbewusstsein ist die unsägliche Kampagne "Geiz ist geil" hängengeblieben, und sie kaufen Billigware."

Auch Langenzenns Bürgermeister Jürgen Habel und Sparkassen-Filialleiter Jochen Hollweck waren dabei, als nach der Ausstellungseröffnung eifrig diskutiert wurde. Beispielsweise über Einkäufe fair produzierten Papiers, von Fußbällen und vielem mehr.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 12.30 Uhr, Montag, Dienstag, Donnerstag 14 bis 18 Uhr, Freitag 14 bis 16 Uhr; Adresse: Hindenburgstraße 10a, Langenzenn.

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