Lärmstreit: Fürth will bei den Festen abspecken

29.7.2015, 06:00 Uhr
Lärmstreit: Fürth will bei den Festen abspecken

© Foto: Hans Winckler

Nicht immer, aber immer wieder haben Richter in den vergangenen Jahren den fünf Hausbesitzern und Anwohnern, die beharrlich über die Lärmbelastung in der Gustavstraße und am Waagplatz klagen, Recht gegeben. Die Folge: Die Stadt Fürth bekam teils empfindliche Einschnitte für ihre Festivitäten verordnet. Die Botschaft wurde mit der Zeit immer deutlicher: Nach Einschätzung des Verwaltungsgerichts Ansbach wird in der Fürther Altstadt zu oft und zu lange gefeiert.

Da der Versuch, per Mediation zu einem Kompromiss zu finden, nicht glückte, hat sich die Stadtverwaltung nun selbst zu einigen Abstrichen durchgerungen und sich ein abgespecktes Veranstaltungskonzept gegeben, mit dem man vor Gericht bestehen will. In der heutigen Sitzung will Rechtsreferent Christoph Maier den Stadtrat um Zustimmung für folgende Vorschläge bitten:

*Das Stadtfest soll sich wie zuletzt jenseits von Gustavstraße und Waagplatz abspielen.

*Auf das Weinfest haben die Wirte nach gerichtlich angeordneten Einschnitten 2014 und auch heuer verzichtet. Die Stadt möchte sich jedoch die Option auf die Durchführung dieses Festes offenhalten. Angelehnt an das ursprünglich in München gefundene Mediationsergebnis soll es von sechs auf vier Tage verkürzt werden. Am Donnerstag sollen die Kneipen Gäste im Freien bis 23 Uhr bewirten können, am Freitag und Samstag bis 23.30 Uhr, am Sonntag bis 22 Uhr. Unverstärkte Musik ist bis 22 Uhr vorstellbar.

*Das Fürth Festival lief heuer schon so ab, wie es sich die Stadt künftig vorstellt: In der Gustavstraße steht keine Bühne mehr, für die Gastronomie gilt Alltagsbetrieb (keine zusätzlichen Stühle, Außen-Sperrzeit um 23 Uhr; früher war am Freitag und Samstag draußen erst um 24 Uhr Schluss). Die Bühne am Waagplatz soll bleiben, dort endet die Musik am Freitag und Samstag um 22 Uhr, am Sonntag um 20 Uhr; die Lautstärke wird begrenzt. Ausschankwagen sind hier zulässig, eine verdichtete Bestuhlung aber ist nicht erlaubt. Bleiben sollen auch die Altstadt-Spielstätten Grüner Markt und Kirchenplatz, allerdings hält Maier eine Verlagerung der Rockveranstaltungen zum Kulturforum für sinnvoll.

*Beim Klezmer-Festival können Bands in den Kneipen von 19 bis 22 Uhr auftreten, ansonsten bleibt es beim Regelbetrieb, wie auch beim Höfefest, den Stadtverführungen, dem Tag des offenen Denkmals und den verkaufsoffenen Sonntagen.

*Die beiden Grafflmärkte stuft die Stadtspitze als wichtigste Veranstaltung ein. Wurde in der Vergangenheit am Freitag schon mal bis 2 Uhr draußen gefeiert, ist künftig außen um 24 Uhr Schluss, in den Lokalen um 2 Uhr. Die Bühne am Waagplatz soll bis 21 Uhr verstärkt (Einpegelung auf 80 Dezibel), bis 22 Uhr unverstärkt bespielt werden dürfen.

*Am Waagplatz sollen außerdem weiter das Deutsch-Griechische Freundschaftsfest und die zehntägige Altstadt-Weihnacht stattfinden.

*FürthLauf und Metropolmarathon führen wie bisher durch die Gustavstraße.

*Fußballfeiern sind nicht vorgesehen. Dass Fans vor oder nach Spielen spontan zusammenkommen, könne man nicht verhindern, sagt Maier. Aber die Wirte müssen sich darauf einstellen, dass wie an normalen Tagen um 23 Uhr draußen Ruhe einkehren muss. Verdichtete Freischankflächen oder Ausschankwagen will die Stadt nicht zulassen. Ausnahme: Bei seltenen Ereignissen wie einem Aufstieg soll größer gefeiert werden können, so Maier auf FN-Nachfrage.

*Ein generelles Verbot neuer Feste will sich die Stadt nicht geben. Zusätzliche Veranstaltungstage in der Gustavstraße oder am Waagplatz seien jedoch nur bis 23 Uhr denkbar. In Ausnahmefällen müsse es zudem möglich sein, die Altstadt „unter bestmöglicher Wahrung des Nachbarschutzes in Ereignisse einzubeziehen“, etwa 2018 in das Jubiläum „200 Jahre Stadterhebung“. Dabei stehe der kulturhistorische Aspekt im Vordergrund „und nicht der Krawall“, wie es in der Vorlage für den Stadtrat heißt.

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