Leergut-Mangel setzt kleinen Brauereien zu

4.8.2019, 10:00 Uhr
Leergut-Mangel setzt kleinen Brauereien zu

© Foto: Harald Sippel

Eine von ihnen, die Brauerei Grosch im oberfränkischen Rödental, hatte nun genug vom jahrelangen Ärger um die fehlenden Flaschen und Kästen und hat das Pfand erhöht. Neun Euro muss man beim Kauf eines Kastens nun hinterlegen. Der Betrieb hofft, dass diese Summe dem Käufer mehr wehtut als die 3,10 Euro (1,50 Euro davon für den Kasten, der Rest für die Flaschen), die bislang fällig waren. Und dass dies zu mehr Rücklauf von Leergut in die Brauerei führt.

Das würde sich auch Claudia Behounek-Murmann wünschen. Die Braumeisterin, die gemeinsam mit ihrer Schwester die Ammerndorfer Brauerei führt, kennt das Thema nur zu gut.

"Im Sommer müssen wir immer neues Leergut zukaufen, weil dann weniger zu uns zurückkommt", sagt sie. Dabei ordert die einzige Privatbrauerei im Fürther Landkreis jedes Frühjahr einen ganzen Lastzug voller Kästen. Rund 1600 Stück sind das zusätzlich zu denen, die schon im Umlauf sind.

Neun Euro pro Kasten, das hielte auch Behounek-Murmann für einen angemessenen Betrag, den Kunden für das Leergut hinterlegen sollten. Denn: So viel muss sie im Einkauf auch zahlen.

Schlechtere Moral

Der Antrieb, Kästen und leere Flaschen wieder zurückzubringen, ist ihrer Beobachtung nach in den vergangenen Jahren gesunken. Früher seien Geld und Dinge mehr geschätzt worden, findet sie. "Für ein Bierfass verlangen wir 50 Euro Pfand", erzählt die Braumeisterin. Doch selbst bei diesem hohen Einsatz gebe es einen großen Schwund.

Hinzu kommt: Nicht alles, was dann doch den Weg zurück in die Brauerei findet, sorgt für Freude. Immer häufiger nämlich seien die Kästen mit Flaschen anderer Formen und Inhaltsgrößen gefüllt, die gar nicht aus der Ammerndorfer Brauerei stammen. Das ist vor allem bei Leergut der Fall, das aus den Supermärkten kommt, die das Ammerndorfer Bier vertreiben. Eigentlich sei es die Aufgabe des Supermarkts, jeder Brauerei das richtige Leergut zukommen zu lassen. Doch weil, wie Behounek-Murmann vermutet, die Geschäfte einfach froh sind, die Flaschen wieder loszuwerden, sei dieses oft nicht sortiert. Diese Arbeit übernehmen für große Brauereien sogenannte Tauschzentren, von denen es bundesweit einige gibt. Kleine Betriebe, wie der in Ammerndorf, erledigen die leidige Aufgabe selbst – was freilich Arbeitskraft bindet und Geld kostet.

Immerhin setzt man hier nicht auf individualisierte Flaschen, wie dies inzwischen viele Brauereien tun, sondern auf die Standard-Euro-Flaschen, auch bei solchen mit einem Bügelverschluss. Insofern ist die Chance, passendes Leergut zurückzubekommen höher als etwa bei Flaschen mit einem aufgeprägten Emblem oder bedrucktem Verschluss.

Alleingänge sind schwierig

Dem Vorstoß der Brauerei Grosch will sich Behounek-Murmann aber trotz aller Widrigkeiten im Pfandsystem nicht anschließen. Das käme für sie nur in Frage, wenn sich der Verband privater Brauereien in Bayern mit allen seinen Mitgliedsbrauereien dazu durchringen würde.

Andernfalls würde die Braumeisterin fürchten, ihr Bier nicht mehr in Getränke- und Supermärkten absetzen zu können, weil diese den Aufwand rund um einen abweichenden Pfandsatz scheuen könnten. Hoffnungen setzt sie da vielmehr auf Georg Rittmayer, der seit Oktober neuer Präsident des Verbandes ist und das Pfandproblem nicht zuletzt aus seiner gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf im Forchheimer Landkreis kennt. Er hält die teure Ersatzbeschaffung von Leergut gar für eine Existenzbedrohung kleiner Brauereien und die aktuelle Pfandregelung für veraltet. Schließlich decke das Pfand von 8 Cent für Kronkorkenflaschen und 15 Cent für solche mit einem Bügelverschluss die Kosten für die Beschaffung längst nicht mehr. Eine gewöhnliche Flasche, so Rittmayer, koste im Einkauf 18 Cent, eine mit Bügelverschluss 32 Cent. Hinzu komme, dass mancher Betrieb weniger Bier abfüllen kann, als geplant – aus dem simplen Grund, weil die Flaschen fehlen.

Einige Brauereien wollen dieses Problem mithilfe sozialer Medien lösen: Sie riefen im Sommer über ihre Facebook-Seite die Kunden dazu auf, doch bitte ihr Leergut zurückzubringen.

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