Lehrer machen Telefondienst im Gesundheitsamt

4.4.2020, 16:00 Uhr
Lehrer machen Telefondienst im Gesundheitsamt

© Jonas Güttler/dpa

Die ersten Lehrkräfte haben schon angefangen. Sie besetzen die Corona-Hotlines oder schreiben Bescheinigungen für Menschen, die nach der Quarantäne wieder arbeiten wollen. Sie helfen, Testzentren zu organisieren, Laborergebnisse zu erfassen oder Kontaktpersonen von Covid-19-Patienten zu ermitteln.

Nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums, das Mitte März nach Verstärkung für die derzeit enorm belasteten Gesundheitsämter suchte, haben sich mehr als 1000 Lehrerinnen und Lehrer als Freiwillige gemeldet. Vorerst wurden 400 für den Aushilfsjob "angefordert", wie es im Behördendeutsch heißt, neben rund 2600 Beamten und Staatsangestellten aus anderen Bereichen.

Aus der Stadt und dem Landkreis Fürth hätten 19 Lehrkräfte Hilfe angeboten, teilte das Kultusministerium auf FN-Nachfrage mit. Tatsächlich aber war die Bereitschaft um einiges größer – nur kam manches anders, als geplant.

Die Regierung von Mittelfranken nämlich hatte sich ihrerseits schon vor dem Ministerium an Grund- und Mittelschulen gewandt mit der Bitte um Unterstützung für die Gesundheitsämter, etwa bei Telefondienst und Büroarbeit. "Ist doch eine gute Sache, wenn man da helfen kann", habe sie sich gedacht, erzählt eine Grundschullehrerin, die zu denen gehörte, die rasch zusagten.

Reichlich verwundert nahm sie einige Tage später zur Kenntnis, dass Grund- und Mittelschullehrer als Helfer nun doch nicht infrage kämen. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits 105 Grund- und Mittelschullehrer aus Fürth und dem Landkreis gemeldet, wie eine Sprecherin der Regierung auf Nachfrage sagte.

In einem Schreiben an die Schulen zeigten sich Regierungsvertreter dankbar: Die "riesige Resonanz" habe sie "überwältigt und sehr berührt", sie sei ein "großes Zeichen der Solidarität in diesen ungewöhnlichen Zeiten". Allerdings sehe man nun vom Einsatz der Grund- und Mittelschullehrer in den Gesundheitsämtern ab.

Was war passiert? Die Regierung von Mittelfranken war mit ihrem Aufruf schneller gewesen als das Kultusministerium. Dessen Vorgaben habe man erst danach erhalten. Erst jetzt war klar, dass bei den Tätigkeiten zum Beispiel auch ans Abstrich-Nehmen gedacht war – und dass die Lehrer wohl mindestens ein Vierteljahr gebraucht würden.

Letzteres bedeutete, dass vor allem Pädagogen von Gymnasien, Real- und Berufsschulen angesprochen waren – Schularten mit dem Klassenlehrerprinzip (Grund-, Mittel-, Förderschulen) hingegen nicht. Denn dort wäre der Unterricht ganzer Klassen gefährdet, wenn Lehrkräfte wegen der Aushilfstätigkeit nach der Öffnung der Schulen fehlten.

Die verhinderten Freiwilligen hat die Regierung übrigens bereits für eine andere Aufgabe im Kopf: In den Osterferien muss die Notbetreuung der Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, gestemmt werden. Auch dies sei zur "Sicherstellung der Funktionsfähigkeit unserer Gesundheitsversorgung von großer Bedeutung".

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