700.000 Euro Schaden

Lkw-Chaosfahrt in Fürth: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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7.7.2022, 12:20 Uhr
Der Sattelzug war in hohem Tempo die Hardstraße heruntergefahren und hatte zahlreiche geparkte Fahrzeuge gerammt. Als er zum Stehen kam, gerieten mehrere Autos sowie die Zugmaschine in Brand, die Flammen griffen auch auf die Fassade eines Mehrfamilienhauses über.

© NEWS5 / Oßwald, NEWS5 Der Sattelzug war in hohem Tempo die Hardstraße heruntergefahren und hatte zahlreiche geparkte Fahrzeuge gerammt. Als er zum Stehen kam, gerieten mehrere Autos sowie die Zugmaschine in Brand, die Flammen griffen auch auf die Fassade eines Mehrfamilienhauses über.

Fassungslos blickten an jenem Dienstagabend viele Anwohner auf die verwüstete Hardstraße: Insgesamt 31 geparkte Fahrzeuge hatte der Lkw-Fahrer mit seinem Sattelzug gerammt, als er nach Schilderung von Zeugen mit hohem Tempo die Hardstraße hinunterfuhr. Manche der Autos wurden ineinandergeschoben, einige fingen Feuer. Die Flammen griffen auch auf die Fassade eines Mehrfamilienhauses über. Wie durch ein Wunder gab es keine Schwerstverletzten oder Toten.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat nun entschieden, Anklage gegen den 51-jährigen Fahrer zu erheben. Sie geht davon aus, wie es in einer Pressemitteilung heißt, dass der Mann am frühen Abend des 8. Februar 2022 mit seinem Lastwagen in Richtung Köln aufbrach und dabei unter Alkoholeinfluss stand. Mit einer Blutalkoholkonzentration von über zwei Promille sei er nicht mehr fahrtüchtig gewesen. Beladen war der Sattelzug mit 26 Tonnen schweren Maschinenteilen.

Bereits nach gut sechs Kilometern soll der Angeschuldigte in der Hardstraße eine rote Ampel ignoriert und in der Kreuzung mit der Berlinstraße mit einem Auto kollidiert sein. Die Fahrerin dieses Pkw wurde verletzt und musste stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Obwohl der Mann den Unfall bemerkt haben soll, so die Staatsanwaltschaft, habe er seine Fahrt fortgesetzt. In der Hardstraße soll er den Lkw auf bis zu 70km/h beschleunigt, dabei die 31 Fahrzeuge gerammt und manche von ihnen an die Fassaden der Wohnhäuser gedrückt haben. Ein auf dem Gehweg stehender Fußgänger soll sich nur durch den Sprung über eine Motorhaube davor bewahrt haben, von den Autos erfasst zu werden. Er verletzte sich leicht.

Die Flammen griffen über

Der Anklage der Staatsanwaltschaft zufolge kam der Sattelzug nach etwa 500 Metern zum Stehen. Vier der gerammten Autos hatte er vor sich hergeschoben, sie waren so ineinander verkeilt, dass sie und auch die Zugmaschine des Lkw in Brand gerieten.

Innerhalb kürzester Zeit griff das Feuer auf die Vorderseite eines Mehrfamilienhauses über. Zwei Bewohner sollen durch Rauchgas leichte Verletzungen erlitten haben, eine weitere Bewohnerin soll sich bei der Flucht aus dem brennenden Gebäude verletzt haben. Darüber hinaus schmolzen durch die starke Hitze beim Haus gegenüber Fensterrollos und Teile der Fassadendämmung, mehrere Scheiben barsten.

Der Schaden wird auf über 700.000 Euro geschätzt

Die Staatsanwaltschaft geht aufgrund ihrer Ermittlungen davon aus, dass an den beteiligten Fahrzeugen ein Schaden von insgesamt mehr als 200.000 Euro und an den betroffenen Gebäuden und Inventar weitere Schäden in Höhe von mehr als 500.000 Euro entstanden sind. Nach dem Unglück war die Anteilnahme in Fürth und Umgebung groß, viele Bürgerinnen und Bürger wollten mit Spenden helfen.

Die Anklage wirft dem Mann unter anderem Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Brandstiftung und fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen vor. Wie die Staatsanwaltschaft jetzt mitteilte, hat der Beschuldigte, der sich seit der Chaosfahrt in Untersuchungshaft befindet, "die Tat im Wesentlichen eingeräumt". Anfangs hatte er zum Unfallhergang geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft hat unter anderem 54 Zeugen und vier Sachverständige benannt, um ihre Vorwürfe zu stützen.

Wie Antje Gabriels-Gorsolke, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth erklärt, hat nun die Vorsitzende eines Schöffengerichts beim Amtsgericht Fürth darüber zu entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird und es zum Prozess kommt. Gabriels-Gorsolke weist darauf hin, dass der Angeschuldigte bis zu einer etwaigen rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig gilt.