Lockdown für die Kultur: Drei Fürther Veranstalter erzählen

15.4.2020, 11:00 Uhr
Lockdown für die Kultur: Drei Fürther Veranstalter erzählen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Werden eigentlich noch Wetten angenommen, für das Unwort des Jahres 2020? Die Entscheidung wird zwar erst im Januar 2021 verkündet, aber "Lockdown" dürfte gute Karten haben. Eines ist sicher: Diese Zeit der Ausgangsbeschränkung wird unvergessen bleiben. Noch weiß niemand, wann sie endet, welche Folgen sie für die Menschen haben wird. Die Kultur jedenfalls und die Kulturschaffenden – viele freiberufliche Einzelkämpfer – sind ins Mark getroffen. Lockdown ist für sie wie Berufsverbot.


Fürth streicht Metropolmarathon und New Orleans Festival


Das Motto großer Veranstaltungen heißt häufig "umsonst und draußen", zur Zeit findet draußen aber nichts mehr statt. Das New Orleans Festival wurde dieser Tage abgesagt – niemand wunderte sich mehr. "Oder scheint es vorstellbar, Ende Mai drei Tage lang 20.000 Leute auf der Fürther Freiheit Party machen zu lassen?", stellt Organisator Thomas Schier ("Vision Fürth") die rhetorische Frage, abgesehen davon, dass verpflichtete Künstler wie das Joel Havea Trio (aus Melbourne, Australien), Mike Andersen (Dänemark) oder Hayseed Dixie (Tennessee/USA) weder aus ihren Ländern aus- noch hier einreisen dürften. Schiers Strategie: Er will das für dieses Jahr geplante Programm 2021 abhalten. Das hätte Vorteile für alle Seiten. Die Künstler etwa könnten die geleistete Anzahlung auf ihre Gage behalten, im Vorgriff auf kommende Auftritte.

Sabine Tipp wird es schwer ums Herz, wenn sie an ihr Jugendtanzfestival "The Art of Breakin‘ Fürth" denkt. Eine Veranstaltung, die sie mühsam in Fürth auf die Beine gestellt hat und die heuer 5-jährigen Geburtstag gefeiert hätte. Am Ostersamstag wäre der Tag des Break-Dance-Wettbewerbs in der Elan-Halle gewesen – abgesagt. "Ich weiß nicht, was aus dieser Tanzveranstaltung werden wird. Da treten Einzeltänzer aus ganz Deutschland auf und im Wettbewerb an. Sie haben ein ganzes Jahr auf die Veranstaltung hingearbeitet und gefiebert", so die Leiterin des Jugendkulturmanagement con-action.

"Ich hab ein ganzes Jahr dafür gearbeitet"

Und so geht es mit vielem, was sie in 19 Jahren aufgebaut hat: "Vor meiner Zeit gab es lange keine organisierte Jugend-Kultur mehr in Fürth. Ich hab ein ganzes Jahr für diese Veranstaltungen gearbeitet." Das Open-Air-Festival im Lindenhain – auch so ein "Umsonst und draußen"-Projekt (22./23.5.) wurde abgesagt: "Das ist alles sehr kurz und knapp, das jetzt abzublasen", sagt Tipp. Zurzeit renoviert sie mit ihren Mitarbeitern den Jugendclub "Kopf und Kragen" – Malern gegen die Lockdown-Depression.

Robert Steinkugler warnt indes vor eigenständigen Absagen, "in vorauseilendem Gehorsam und auf eigene Faust". Er leitet die Fürther Stadthalle und das Kulturforum und hat sich in die Rechtsmaterie eingearbeitet: "Wer da die Nerven verliert, kann schnell in die Schadensersatzfalle rennen. Mit einer behördlichen Absage von oben ist man auf der sicheren Seite, dann ist es höhere Gewalt."

Seine Strategie für Veranstaltungen, die jetzt ausfallen: "Verschieben, wo es geht. Neue Termine ansetzen. Das ist wie Tetris spielen", sucht er nach einem schlüssigen Bild: "Da, wo ein Stein herausfällt, rutscht was anderes nach", hat er gelernt.


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