Premiere

Locker-leicht: "Der Raub der Sabinerinnen" in der Comödie Fürth

22.4.2022, 15:00 Uhr
Locker-leicht:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es geht drunter und drüber. Heimlichkeiten, Verdächtigungen, Chaos, auf- und zuschlagende Türen: Alles, was ein unterhaltsames Lustspiel braucht, ist in der Aufführung von "Der Raub der Sabinerinnen" enthalten. Die Comödie ist gut besucht, schließlich spielen die Hausherren Volker Heißmann und Martin Rassau selbst die Hauptrollen.

Der Schwank von 1883 aus der Feder der Brüder Franz und Paul von Schönthan erzählt von dem Gymnasialprofessor Walter Gollwitz, der heimlich nur halb so steif ist wie er tut und das Theater liebt. In seiner Jugend hat der Lateinlehrer sogar selbst eine Römer-Tragödie verfasst.

Doch die versteckt er und liest sie nur dem pfiffigen Hausmädchen Peppi vor. Da kommt eine Wanderbühne in die Stadt. Ihr Leiter, Direktor Emanuel Striese, erfährt durch die schwatzhafte Peppi von dem Werk und will es aufführen. Widerwillig stimmt Gollwitz zu – und auch nur, weil seine gestrenge Gattin Regula gerade mit Tochter Flavia auf Kur weilt. Aber dann kommen sie natürlich vorzeitig zurück, Sohn Gaius Gollwitz, der sein Medizinstudium abgebrochen hat und nun Schauspieler werden will, taucht ebenfalls auf – und das Verwirrspiel beginnt.

Sohn Gaius hat nämlich zu Theaterzwecken die pikante Geschichte einer ungewollten Schwangerschaft und einer Erpressung durch die Sitzengelassene in die Welt gesetzt. Der Vater findet die Mappe mit falschen Requisiten-Beweisen und glaubt prompt, Gaius habe ein Mädchen geschwängert. Als Mutter Regula die Sachen sieht, ist sie überzeugt, ihr Mann Walter habe sie betrogen. Derweil nistet sich die Schauspielertruppe im feinen Gollwitz-Haus ein. Hinzu kommt, dass Sohn Gaius Souffleuse Hilde liebt und Tochter Flavia sich in den Striese-Sohn Hamlet verguckt, während der mütterliche Drachen Feuer speit.

Martin Rassau als Lateinprofessor Gollwitz glänzt unter dem Motto "Veni – Vidi – Witzig" und spielt ihn fränkisch-grantig. Wenn er sich freut, dann innerlich unsichtbar, sein größtes Problem ist stets die Ehefrau, ohne die er sich Bier, Schäufele und Theater schmecken lassen würde. Volker Heißmann gibt den Theaterchef Striese mit viel Liebe zum Detail und startet zuerst auf Sächsisch, bevor die Posse ins Fränkische umschwenkt. Überhaupt hat Dramaturgin Stephanie Schimmer alles hierher verlegt, nicht nur die Sprache: Regula kurt in Bad Windsheim, man speist im Schwarzen Kreuz.

Doch da ist noch mehr, wenn der Theaterdirektor selbst einen ebensolchen spielt. Eine gewisse, zarte Melancholie kommt auf, eine Verteidigung des eigenwilligen Weges, eine Bühne zu gründen. Ein Hauch von "Wir Künstler gegen die Bürgerlichen" weht durch die Comödie.

Die Rolle der Professorengattin Regula legt Karin Schubert köstlich hochnäsig und verwöhnt an, fügt jedoch auch geschickt eine Prise Herz hinzu. Tochter Flavia wird frisch und lebenslustig interpretiert von Sabrina Anderlik, der abtrünnige Sohn Gaius (Patric Dull) kommt äußerst sympathisch daher. Und das Theatervolk? Prinzipalin Helga Striese alias Steffi Brehmer hat reichlich Pfeffer und ist tatkräftig-selbstbewusst, Sohn Hamlet Striese (André Sultan-Sade) erscheint als jugendlich-attraktiver Verführer von der ehrlichen Art. Die Schöpferin der Neufassung, Stephanie Schimmer, setzt Glanzlichter als schlitzohriges Dienstmädchen Peppi, die mit Wiener Schmäh die Wirrnis durchschaut und für Schenkelklopfer sorgt.

Hund mit menschlicher Stimme

Zum Publikumsliebling mit Szenen-Applaus avanciert Hündin Rosi, eine knuffige Beagle-Dame, die unglaublich gut mitmacht. Auf der Bühne bekommt sie eine eigene menschliche Stimme. Klar, der Humor ist manchmal recht krachledern, wenn es etwa immer wieder um das Thema Jungfräulichkeit geht. Aber das tut dem locker-leichten Spaß keinen Abbruch. Das Konzept rund um die beiden Familiengruppen, die letztlich zueinander finden, geht auf.

Der Raub der Sabinerinnen steht bis 30. Mai auf dem Spielplan: www.comoedie.de

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