Lockeres Mundwerk

6.12.2011, 10:53 Uhr
Lockeres Mundwerk

© mvo

Veranstaltet hatte die außergewöhnliche Begegnung das Team „Kultur in der Kirche“. Ziel ist es, „Kultur aufs Land und ins Dorf zu bringen, Anspruchsvolles verständlich zu präsentieren und sich von Musik, Texten und Tanz begeistern zu lassen“. Dieser Zielsetzung werden die Gebrüder Sing eindrucksvoll und überzeugend gerecht.

Wichtigstes Markenzeichen dieser 2003 gegründeten „Mengroup“ ist der A-cappella-Gesang, der auch bei Chören und Vokalensembles aus ganz anderen Genres ein absolutes Qualitätsmerkmal ist. Und doch brauchen die Gebrüder Sing auf „Instrumente“ nicht zu verzichten. Sie erzeugen diese mit ihrem Mundwerk selbst.

Täuschend ähnlich

Meist sind es die den Rhythmus erzeugenden Percussionsinstrumente, die den Gesang untermalen, aber auch die Basslinien eines gezupften Kontrabasses werden täuschend ähnlich nachgeahmt. Dass die Gebrüder Sing den Gesang ernst nehmen, wird bei diesem Konzert deutlich hörbar. Jeder der sechs Sänger ist in der Lage, auch solistisch hervorzutreten, und das auf beeindruckendem sängerischen Niveau.

Die stärksten Momente hat die Gruppe bei langsamen, ausdrucksvoll gesungenen Liedern: Die Ballade „The rose“ ist ein Liedvortrag, der aufgrund seiner Ausdruckstiefe und Klangschönheit unter die Haut geht. Und einmal verzichten sie dann doch auf Mikrofone und Verstärker: Das „Ave Maria“ des niederländischen Madrigalmeisters Jacob Arcadelt aus dem 16. Jahrhundert wird zu einem klanglichen Erlebnis mit lupenreiner Intonation, beeindruckender Homogenität zwischen den einzelnen Stimmen und einem in zartem Piano verklingenden Amen.

Erwartungen erfüllt

Das Publikum erwartet von Gesangsgruppen dieser Art aber weit mehr, und diese Erwartungen erfüllten die Sänger vollauf. Pfiffige Arrangements, freche Sprüche, Showeinlagen — auch in diesem Bereich sind die Gebrüder Sing große Klasse. Sie nehmen sich auch selbst auf den Arm, aber auch die Damen in der ersten Reihe, der „Mitmachreihe“, bleiben nicht verschont.

Die Sänger wagen szenische Ansätze bei einer auf engstem Raum durchgeführten Choreographie, die Lachstürme auslöst, oder in einer Dudelsackszene mit dem schottischen Volkslied „Auld lang syne“.

Der Gag mit der ständigen Aufforderung „Stand up!“ an die Zuhörer, die auch brav befolgt wird, ist zwar nicht ganz neu, originell ist aber der Abgang zur Pause, wenn die Gebrüder Sing im Hinausgehen die Zuschauer auffordern, das eben eingeübte Lied „Auf einem Baum in Kalifornien“ in der Pause weiter zu üben. Alles wirkt aber durchaus natürlich, improvisiert, was sicher auch bisweilen der Fall ist.

Und ganz dezent und unauffällig wird immer wieder für die eigene CD geworben – auch das gehört zum Geschäft. Mit „Rock in der Kirche zum Advent“ klingt der Abend dann effektvoll aus – ein Adventskonzert der ganz anderen Art, musikalisch hörenswert, garniert mit einer perfekten Show.

 

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