Löns und Wagner

11.7.2020, 18:40 Uhr

Doch damit ist es nach Ansicht der Fürther Grünen nicht getan. Noch heute würden in der Kleeblattstadt Personen, "die sich durch ihre Unterstützung für das deutsche Kolonialreich oder das NS-Regime hervorgetan haben", mit Straßennamen geehrt. Andere hätten sich zwar sozial stark in der Stadt engagiert, doch ihr Vermögen fuße auf "Diskriminierung und Raub (zum Beispiel im Zuge der Arisierung)". Einen Namen nennen die Grünen in diesem Fall zwar nicht, aber sie dürften damit beispielsweise auf Gustav Schickedanz abzielen. Dem 1977 verstorbenen Quelle-Gründer wird schon lange vorgeworfen, massiv profitiert zu haben, als die Nazis in den 1930er Jahren jüdische Unternehmer enteigneten.

 

So oder so. Für die Grünen ist klar: "Die Stadt Fürth muss ihrer Verantwortung für die kollektive Erinnerung nachkommen und auch weitere Straßennamen auf den Prüfstand stellen, die nach umstrittenen Personen benannt sind." Als Beispiel nennen sie Hermann Löns, einen Heimatdichter ohne jeden Fürth-Bezug. Seinen Namen trägt eine Straße am Espan. Löns (1866-1914) habe zwar selbst den Nationalsozialismus nicht miterlebt, doch wegen seiner nationalistischen Schriften hätten die Nazis Löns "zum Vordenker erklärt". Das Fazit der Grünen: "Beim Lesen des Lebenslaufs dieses Mannes stellt sich wirklich die Frage, ob man in einer Straße wohnen möchte, die nach ihm benannt ist."

 

Weitere Fürther Straßennamen, die nach Ansicht der Grünen wegen ihres Zusammenhangs mit der NS-Ideologie überdacht werden sollten: Emil-Nolde-, Hermann-Glockner- und Richard-Wagner-Straße. Wagner (1813-1883) war nicht nur einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit, sondern auch ein glühender Antisemit.

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