Hoffnung auf Präsenzunterricht

Luftfilteranlagen: Stadt Fürth bestellt mehr als 300 Geräte

22.8.2021, 16:00 Uhr
Luftfilteranlagen: Stadt Fürth bestellt mehr als 300 Geräte

© Foto: Sven Hoppe/dpa

Nach den Sommerferien sollen Kinder und Jugendliche wieder den Präsenzunterricht besuchen können. "Noch so ein Jahr wie das letzte können wir uns nicht leisten", sagt Bürgermeister Markus Braun. Bereits zweimal hat die Stadt im Zuge staatlicher Förderprogramme mobile Luftfilteranlagen besorgt – insgesamt 150 Stück. Zuerst wurden – entsprechend der Vorgaben des Freistaats – nur Zimmer berücksichtigt, die mangels richtiger Fenster nicht ausreichend gelüftet werden können, wie etwa Fachräume im Gebäudeinneren. In einer zweiten Runde konnten die Schulen vorgeben, bei welchen Zimmern sie Bedarf für mobile Filteranlagen sehen, etwa wenn Verkehrslärm das Lüften unmöglich macht.

Vollmundiges Versprechen

Mit Blick auf ein weiteres Investitionsprogramm hatte Ministerpräsident Markus Söder vor Kurzem versprochen, in jedem Klassenraum solle im Herbst ein Luftreinigungsgerät stehen, damit im September wieder Präsenzunterricht stattfinden kann. Das, soviel war in Fürth gleich klar, kann sich die Kommune nicht leisten – trotz der in Aussicht gestellten Zuschüsse.

Fürth und andere Kommunen fühlten sich gehörig überrumpelt. Braun spricht gar von einer "Populismusfalle": Im Juni werde von Söder auf einer Pressekonferenz vollmundig angekündigt, dass das Pandemie-Problem an den Schulen im Herbst gelöst sei, wenn ausreichend Luftfiltergeräte bereitstünden. Braun: "Und wenn das dann nicht klappt, sind wir schuld."

Mitmachen wird man aber trotzdem: In Fürth sollen die Geräte nun in Klassenzimmern und Aufenthaltsräumen der Ganztagsbetreuung zum Einsatz kommen, die von Kindern bis einschließlich der sechsten Jahrgangsstufe genutzt werden. Denn während es für Jugendliche ein Impfangebot gibt, werden Mädchen und Jungen bis 12 Jahre im Herbst auf keinen Fall immunisiert sein. "Sie sind dann eine besonders gefährdete Gruppe, die bei uns besonders im Fokus stehen muss", sagt Braun.

Eine Abfrage an den Schulen hat ergeben, dass dafür 311 Geräte benötigt werden. Die Stadt will 15 zusätzlich kaufen, damit man gewappnet ist, falls sich im Schulalltag herausstellt, dass irgendwo nachgebessert werden muss. Man hat sich mit der Nachbarstadt Nürnberg abgestimmt, hier verfährt man ähnlich.

Hoher Stromverbrauch

Finanzreferentin Stefanie Ammon hatte jüngst den kompletten Verzicht auf weitere Filteranlagen ins Gespräch gebracht. Dazu hat man sich in Würzburg und Coburg entschieden, weil man die Technik nicht nachhaltig findet. Auch Oberbürgermeister Thomas Jung stellte die Frage in den Raum, ob die Geräte nötig seien. Die Anschaffung ziehe einen hohen Stromverbrauch nach sich, was dem Fürther Klimaschutz-Ziel widerspreche, Energie zu sparen.

Trotz der Bedenken und der hohen Kosten hat der Stadtrat nahezu einhellig den Weg für die vom Schulreferat vorgelegte Lösung frei gemacht. Der Kauf der Geräte wird fast 1,2 Millionen Euro kosten, die Hälfte, also rund 570 000 Euro, trägt der Freistaat. "Ich hoffe, dass wir das viele Geld nicht für einen Haufen Elektroschrott ausgeben, der dann in den Klassenräumen herumsteht. Aber wenn die Geräte helfen, den Präsenzunterricht sicherzustellen, ist jeder Euro gut investiert", sagt Braun. Er hofft, dass die mobilen Luftreiniger für die besonders gefährdete Altersgruppe der unter 12-jährigen ein Plus an Sicherheit bieten.

Damit die Ausstattung der Schulen überhaupt Sinn macht, fordert er vom Freistaat, den Hygieneplan zu ändern und künftig zu berücksichtigen, dass die Filtergeräte mit Viren belastete Aerosole aus der Luft eliminieren. Die Schüler sollten länger im Präsenzunterricht bleiben können. Dafür müssten auch die Quarantäne-Richtlinien angepasst werden. Wenn ein Kind positiv getestet wird, sollte nicht gleich die ganze Klasse nach Hause geschickt werden.

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