Machtkampf entschieden: So werten hiesige CSU-Politiker Söders Aufgeben

20.4.2021, 18:37 Uhr
Der Machtkampf ist entschieden: Markus Söder (li.) gab sich Armin Laschet (re.) geschlagen.

© Kay Nietfeld, dpa Der Machtkampf ist entschieden: Markus Söder (li.) gab sich Armin Laschet (re.) geschlagen.

Das Wort Enttäuschung will Petra Guttenberger nicht über die Lippen kommen. Sie sagt lieber: "Ich hätte mir einen Kanzlerkandidaten Markus Söder gewünscht, aber als Demokratin muss ich die Entscheidung der größeren Partei akzeptieren, ob mir das gefällt oder nicht."


Nach Kräftemessen: Söders Macht ist gewachsen, vorerst


Ihr ginge es nicht darum, so die CSU-Landtagsabgeordnete, dass der auf internationaler Bühne groß herauskommt. "Ich glaube einfach, er hätte dem Land gut getan, weil das Land Antworten braucht, um durch Innovation und Forschung die Arbeitsplätze von morgen zu sichern."

Hier habe er in Bayern viel auf den Weg gebracht und die Akzeptanz dafür geschaffen. Nun werde sie sich für Armin Laschet einsetzen, auch wenn es ihr "viel mehr Spaß gemacht hätte, für Söder zu werben".

Mit der Entscheidung zur Kanzlerkandidatur kann Maximilian Ammon ganz gut leben. "Die größere Partei hat entschieden, Markus Söder fügt sich und lässt Armin Laschet den Vortritt. Damit zeigt er wahre Größe", sagt der Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der Fürther CSU. So bleibe Söder Bayern als starke Persönlichkeit und Ministerpräsident erhalten.

Ammon hält es ohnehin für fraglich, ob er als Kanzlerkandidat der CSU wirklich so gute Chancen gehabt hätte, wie viele sich ausgerechnet haben. "Franz Josef Strauß ist auch gescheitert." Laschet müsse sich jetzt gewaltig anstrengen und beweisen, dass er die Union einen und motivieren könne. Denn sonst hätten die Grünen ein leichtes Spiel, "getreu dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte."

Fußball oder Boxen wäre vielleicht naheliegender, aber Marco Kistner wählt ein Bild aus der Formel 1, um die Ausgangslage von CDU/CSU nach dem nun beendeten Kandidatenduell und vor der Bundestagswahl im September zu beschreiben: "Die CDU hat mit ihrer Entscheidung auf einen Start von der Pole Position verzichtet, jetzt geht es von der Boxengasse aus ins Rennen."

Was der Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion und Veitsbronner Bürgermeister meint, ist klar: Mit Blick auf den Urnengang "wären mit Markus Söder die Chancen auf ein besseres Wahlergebnis größer gewesen". Und der Kanzlerkandidat Armin Laschet?

"Er muss Aufbruchstimmung erzeugen und integrieren", sagt Kistner. "Das wird eine Herkules-Aufgabe." Wie schnell sich in der CDU dabei die Turbulenzen legen, ist offen. Die CSU, glaubt Kistner, werde deshalb in der Union umso mehr "als Stabilitätsanker gebraucht".

Das Positive an der Entwicklung macht auch Hans Herold in der Tatsache aus, "dass uns unser Ministerpräsident Söder jetzt in Bayern erhalten bleibt". Wenngleich es der CSU-Landtagsabgeordnete im Stimmkreis Fürth-Land/Neustadt/Aisch doch auch sehr bedauert, dass Söder nicht zum Zug kam. Das sei "schon eine Enttäuschung", er wäre aufgrund seiner Kompetenz und seines Durchsetzungsvermögens ganz klar der Geeignetere gewesen, findet Herold.

Und: "Für uns CSUler wäre es eine große Motivation gewesen, uns im Wahlkampf reinzuknien." Aber der CDU-Bundesvorstand habe sich hinter Laschet gestellt: "Punkt, aus, das müssen wir akzeptieren, also werden wir ihn auch unterstützen." Selbst wenn sich die CSU-Basis und viele Bürger anderes gewünscht hätten. Falls die tagelange Hängepartie zwischen den Kontrahenten tatsächlich deren Image beschädigt habe, werde sich das wieder legen. Herold ist überzeugt, "dass es bei der Bundestagswahl keine Mehrheit gegen die Union geben wird".

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