Mädchen im Reparatur- und Rettungsbetrieb

27.4.2012, 11:00 Uhr
Mädchen im Reparatur- und Rettungsbetrieb

Feuerwehrmann — ein Traumberuf? Dass viele Jungen leuchtende Augen beim Anblick einer Feuerwache bekommen, konnten Katharina Werner (12), Gloria Schönberner (14) und Michelle Pietsch (12) von der Gustav-Schickedanz-Schule bisher nicht wirklich verstehen. Gloria gesteht: „Ich dachte, die löschen nur und holen Katzen von den Bäumen.“

Doch beim Girls’ Day wird schnell klar: Der Beruf ist alles andere als langweilig. 22 Mädchen dürfen im Hof der Fürther Berufsfeuerwehr einen Unfallwagen aufschneiden und eine Puppe retten, die unter Betonplatten eingeklemmt ist. Später geht es auf der Drehleiter in die Höhe. Gloria und Michelle schwärmen: „Das vergessen wir nie! Die Menschen sahen aus wie Ameisen.“

Mädchen im Reparatur- und Rettungsbetrieb

© Horst Linke

„Für die Mädchen ist das ein Abenteuer“, sagt Brandinspektor Michael Arke. Ihm zufolge sind unter 100 Bewerbern für die Feuerwehr nur zwei Frauen. Arke verschweigt allerdings nicht, dass der Beruf körperlich anstrengend ist: 25 Kilo wiegt die Ausrüstung. „Und im Notfall muss man auch den Kollegen rausschleppen.“

Wie die Feuerwehr gewähren an diesem Tag viele Firmen, Handwerksbetriebe und Ämter in Fürth Schülerinnen Einblicke in Berufe, für die sich gewöhnlich eher Jungs interessieren. Auch die Polizeiinspektion in der Kapellenstraße ist mit von der Partie. Die Vorführung der Hundestaffel gefällt Eva Wiemer (15) von der Ullstein-Realschule besonders gut, während sich Livia Hofmann (15) vom Hardenberg-Gymnasium für die Spurensicherung begeistert: Mit Pinseln streichen die Schülerinnen Rußpulver über Telefonhörer, Fliesen und Vasen, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen. Kriminalhauptkommissarin Sabine Kauletz berichtet derweil von ihrer Arbeit an verschiedenen Tatorten.

Der Girls’ Day bei der Polizei ist begehrt — und er wird von den Ausbildungsberaterinnen Simone Heinebrodt und Nadine Kaiser-Reichelt als Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen, ernst genommen. Aus der Masse der Bewerberinnen haben sie sorgfältig ausgewählt, wer einen der 35 Schnupperplätze ergatterte: Die Mädchen sollten nicht zu klein sein, gut sehen und polizeilich nicht aufgefallen sein. „Wenn sie an dem Tag Spaß haben, aber keine Chance auf den Beruf hätten, wäre das ja nur enttäuschend für sie“, erklärt Heinebrodt.

Mädchen im Reparatur- und Rettungsbetrieb

Tabu für die Mädchen sind an dem Tag Kindergärten, Altenheime oder das Klinikum — hier trifft man dafür die 60 Jungs an, die am Boys’ Day teilnehmen. Unter ihnen Jens Meiselbach (13) und Tommy Paul (13) von der Schickedanz-Schule, die mit Mitschülern die Arbeit im Sofienheim kennenlernen. Sie erleben, wie es ist, alte Menschen im Rollstuhl durch den Park zu schieben und mit ihnen zu basteln. Tommy, der später eigentlich in die Automobilbranche möchte, ist überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass es soviel Spaß macht, mit anderen Menschen etwas zu machen.“

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