Malen und Ausbessern „Sehr gut“

21.3.2013, 13:00 Uhr
Malen und Ausbessern „Sehr gut“

© Riemann

Zwei Mütter und Väter streichen mit ihren Kindern an diesem Samstagmorgen das Zimmer in einem freundlichen Gelb. Aufgeteilt in drei Gruppen, haben in den vergangenen Wochen Eltern und Kinder geholfen, den Raum aufzupeppen. Das wurde auch Zeit. „Schon am ersten Schultag waren die Kinder vom maroden Zustand der Zimmerwände entsetzt und hatten sofort die Idee, zu streichen“, erzählt der Klassenleiter der 6d, Johannes Seuser. „Als dann die Eltern beim Elternsprechabend genauso schockiert waren, nahm das Ganze langsam Gestalt an.“

Eigentlich wäre die Stadt Fürth als Sachaufwandsträger für Ausstattung und Bauunterhalt der Schulen verantwortlich. Doch viele Zimmer sehen so aus, als hätten sie schon seit Jahrzehnten keine frische Farbe mehr gesehen. Putz bröckelt von den Wänden, deren Farbton oft nur noch schwer definierbar ist. Im Zimmer der 6d klafft ein großes Loch in der abgehängten Decke. Fürths Baureferent Joachim Krauße bekennt denn auch auf Nachfrage, dass Schönheitsreparaturen an den hiesigen Schulen kaum mehr ausgeführt werden können. „Wir sind schon froh, wenn wir die großen baulichen Herausforderungen wie Brandschutz, energetische Sanierung und sicherheitstechnische Maßnahmen finanziert bekommen. Da sind wir sehr dankbar für das ehrenamtliche Engagement der Lehrer, Eltern und Schüler.“

Wer seinen Kindern eine etwas angenehmere Lernatmosphäre im Klassenzimmer verschaffen möchte, muss also selbst etwas tun. Viele möchten dies auch, aber einfach drauflos streichen? Da hat dann doch der Sachaufwandsträger ein Wörtchen mitzureden. Die Farbauswahl ist eingeschränkt, und die Renovierung muss fachmännisch ausgeführt werden, heißt: Ein Maler oder Innenausbau-Fachmann muss beteiligt sein. Die 6d hatte das Glück, dass sich ein Stuckateur unter den Vätern fand. An allen Renovierungstagen stand Reiner Herold als „Bauleiter“ mit Rat und Tat zur Seite. Er stellte Werkzeug und Know-how, die Stadt die Farben.

Die Schulleitung war zunächst skeptisch. „Ich bin seit 1979 hier, aber so was hatten wir noch nicht,“ sagt der stellvertretende HSG-Chef Norbert Moßburger. „Es gab im Vorfeld mit der Stadt etliche Fragen, etwa zum Versicherungsschutz, zu klären.“ Jetzt, nach Abschluss der Renovierung, kann er sich weitere Aktionen dieser Art durchaus vorstellen, „wenn es wieder so unkompliziert läuft“.

Lehrer Seuser wiederum ist stolz auf seine Klasse. „Das war für die Schüler ein tolles, verbindendes Erlebnis. Sie haben gelernt, dass man so etwas nur gemeinsam schafft. Es gab keine Cliquenbildung und Ausgrenzung, das Ziel stand über allem.“ In der Tat wachen die Mädchen und Jungen mit Argusaugen über ihr Zimmer, jede Macke im neuen Anstrich wird registriert und gemeldet. Denn sie wissen jetzt, wie viel Arbeit dahinter steckt.

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