Maria und Josef stemmen sich in Fürth gegen Pegida

21.12.2016, 19:40 Uhr
Maria und Josef stemmen sich in Fürth gegen Pegida

© hbi/Foto: Aslanidis

Den Hetz-Reden von etwa 30 Rechten tönten aggressive „Haut-ab“-Rufen von rund 80 Pegida-Gegnern entgegen. Schardien sagte auch, der Fürchtet-euch-nicht-Ruf des Engels an die Hirten in der Weihnachtsgeschichte sei angesichts des Terroranschlags in Berlin „unfassbar wichtig“. Denn: „Ein großer Teil unserer Welt will Frieden, wir dürfen uns nicht von Angst kleinkriegen lassen“, zumal immer wieder Angst zu Hass-Gedanken führe.

Die Stadt hatte am Rathaus ein Transparent mit dem Slogan „weltoffen, solidarisch, sozial“ entrollt“ und Peter Dabrock, den Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, zu einem Vortrag vor dem Stadtrat eingeladen.

Ursprünglich sollte er mit seinen Worten einen Kontrapunkt zur Pegida-Demo vor dem Rathaus setzen. Nun stand zwangsläufig das schreckliche Geschehen von Berlin im Mittelpunkt der Rede.
Seine Gedanken seien noch immer „gelähmt, geschockt und fassungslos“, sagte Dabrock, der seit einigen Jahren in Fürth lebt.

Trauer, Wut und Verzweiflung – ein jeder dürfe sich und anderen diese Gefühle zugestehen. Es sei Zeit, der Trauer „Raum und Stille“ zu geben. Umso mehr entsetzte es ihn, dass „bestimmte öffentliche Figuren“ das Leid „postwendend politisch so billig instrumentalisieren“ – und der Kanzlerin sogar eine Mitschuld an der Tat geben.

 

Maria und Josef stemmen sich in Fürth gegen Pegida

© Anestis Aslanidis

„Wie verbohrt, wie moralisch tief gesunken, wie scham- und anstandslos muss man sein?“, fragte Dabrock. Deutschland, davon ist der Theologieprofessor überzeugt, sei nicht erst durch die Flüchtlinge zur Zielscheibe des Terrors geworden.

Dennoch: Die Politik und die Menschen in diesem Land dürften jetzt nicht einfach weitermachen. Es gehe darum, die Stimmungslage nicht den Ideologen, nicht den Scharfmachern zu überlassen. Aber wie? „Weltoffen, solidarisch und sozial – so widerstehen wir trotzig unseren Feinden“, lautet das Credo des 52-Jährigen, der auch jene Menschen im Blick hat, die Abstiegsängste plagen. Es sei höchste Zeit, gegen die wachsende soziale Ungleichheit anzugehen: „Wir brauchen Umverteilung, wir müssen Geld ausgeben – und nicht nur denen, die haben, noch mehr Geschenke machen.“

Abschließend mahnte er zu Dankbarkeit. „Demokratie, Menschenwürde, Menschenrechte, Rechtsstaat sind nicht vom Himmel gefallen.“ Sie wurden erkämpft – und müssten immer wieder aufs Neue verteidigt werden.

 

 

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