Maßnahmen gegen den Zündschnur-Effekt

11.10.2011, 12:21 Uhr
Maßnahmen gegen den Zündschnur-Effekt

© Berufsfeuerwehr Fürth

Wie berichtet, brannten am Samstagabend drei Campingwagen von Schaustellern auf dem Hallplatz lichterloh. Ein Großaufgebot der Feuerwehr mit rund 40 Einsatzkräften verhinderte, dass die Flammen nicht auf das benachbarte Kirchweih-Laufgeschäft „Krumm & Schief Bau“ oder die umstehenden Häuser übergriffen. Außerdem brachten die Helfer zusammen mit herbeigeeilten Schaustellern acht Gasflaschen aus den Campingwagen in Sicherheit.

Die Kripo Fürth ermittelt wegen fahrlässiger bzw. vorsätzlicher Brandstiftung, nicht aber konkret gegen eine bestimmte Person, wie ein Sprecher versicherte. Den Sachschaden beziffert die Polizei auf einen sechsstelligen Betrag. Zwei Feuerwehrleute zogen sich bei dem Einsatz leichte Rauchgasvergiftungen zu, drei Polizisten wurden wegen Atembeschwerden ambulant behandelt.

Zunächst hatte es geheißen, dass in dem Feuer mit weithin hörbaren dumpfen Schlägen Gasflaschen explodiert sein sollen, die in den Wohnwagen zum Kochen und Heizen benutzt werden. Ob das stimmt, ist unklar. Gußner zufolge können auch die Reifen der Fahrzeuge geplatzt sein. Den Schaustellern attestiert er, dass sie ihre Gasflaschen „im Großen und Ganzen ordentlich“ aufbewahrten, also in speziellen Kästen und Schränken.



Die Unglücksstelle am Rand des Rummels ist jetzt mit Bauzäunen und Sichtschutz abgeriegelt. Da die ausgebrannten Campingwagen umzingelt sind von weiteren Schausteller-Domizilen, bleiben sie bis zum Kirchweihende am Mittwoch, wo sie sind. Charme und Anziehungskraft der Fürther Kirchweih erklären sich vor allem dadurch, dass Buden und Fahrgeschäfte mitten in der Stadt stehen. Genau das aber bereitet Brandschützer Gußner jedes Jahr Alpträume. „Ich mach’ immer drei Kreuze, wenn alles vorbei ist“, gesteht er. Ein großer Schreck war es daher für ihn, als er am Samstag — er hatte dienstfrei — die Meldung erhielt: „Großbrand auf der Kirchweih.“



Um 18.53 Uhr war bei der Feuerwehr am Helmplatz der Alarm losgegangen, 16 Minuten später meldete Einsatzleiter Christian Rieck „Feuer unter Kontrolle“. Bis dahin war nicht alles glatt gelaufen. Wegen der Enge zwischen den Campingwagen konnten seine Leute, so Gußner, nicht sofort den Hydranten finden. Das Hinweisschild sei verdeckt gewesen. Gußner denkt nun daran, Vergrößerungen der womöglich lebensrettenden Schilder anzufertigen und diese künftig an Buden und Wohnwagen anzubringen. Ginge es nach ihm, stünden auf dem Hallplatz und der Kleinen Freiheit künftig gar keine Schausteller-Wohnwagen mehr, zumindest aber wären die Abstände zwischen ihnen größer. Denn: „Wenn’s brennt, springen die Flammen schnell von einem Wagen zum anderen über.“ Das sei ein „Zündschnur-Effekt“.



Mit der Sicherheit auf der Kirchweih befasst sich seit einigen Jahren ein runder Tisch, an dem Vertreter von Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz und Stadt sitzen. Sie alle arbeiten an einem Sicherheitskonzept, das nach und nach Gestalt annimmt. Einige Gefahrenpunkte wurden schon entschärft. So kommen auch Löschfahrzeuge hinter der Kirche Unsere Liebe Frau ums Eck, seit dort nur noch ein kleines Fahrgeschäft steht. Auf den klar definierten Rettungswegen wird inzwischen „konsequent abgeschleppt“, sagt Fürths Kirchweihmanager André Hollitzer. Und auf Fluchtwege weisen seit 2010 hoch aufragende Fahnen hin. Gußner sind selbst die zu dezent. Im nächsten Jahr will er insbesondere auswärtige Kirchweihbesucher mit großen, quer über die Straßen gespannten Bannern auf die Fluchtwege aufmerksam machen.

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