Meilenstein: Neue Halle für Materialforscher

25.7.2008, 00:00 Uhr
Meilenstein: Neue Halle für Materialforscher

© Hans-Joachim Winckler

Ganz dickes Lob kam aus berufenem Munde: «Sie können stolz sein. Es hat sich viel entwickelt in der Stadt durch Wissenschaft - auch die Region profitiert», sagte Bayerns Wirtschaftsministerin Emilia Müller. Die Eröffnung der neuen Halle im Kreis von fast 200 beteiligten Wissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern und politischer Prominenz nahm sie als «sehr erfreulichen Anlass», die Entwicklung der Wissenschaftsstadt Fürth zu bilanzieren.

Die Zahlen dazu lieferte der Oberbürgermeister. Als auf dem Areal an der Kurgartenstraße noch Grundig produzierte, waren einmal 10 000 Menschen hier beschäftigt. Dann null. Inzwischen seien 3000 «gesicherte und hochwertige Stellen in Leistungsberufen» entstanden, die Uferstadt ist zu 85 Prozent gefüllt. Max Grundig, sagt Jung, hätte sicher seine helle Freude daran: «Das war nur möglich, weil die Forschungseinrichtungen den Startschuss gegeben haben.»

Mit etlichen Millionen freilich haben der Freistaat, die Stadt und die Fördertöpfe der Europäischen Union die Ansiedlung unterstützt. Von 15 Millionen etwa, die Bayern aus Privatisierungserlösen an Fürth ausschüttete, flossen elf Millionen in die Uferstadt. Über zwei Drittel der Kosten der neuen Halle, genauer: 1,65 Millionen Euro, stammen aus EU-Fonds für regionale Entwicklung.

«Die Investitionen werden sich auch in Zukunft positiv auswirken», sagte die Ministerin. Und versprach weiteres Geld. «Die Neue Materialien Fürth hat innerhalb der bayerischen Innovationsstrategie einen ganz wichtigen Platz», so Müller. Das Besondere an der GmbH und an Fürth: Die Nähe von Wissenschaft und produzierender Wirtschaft. Ecka Granules, Diehl und BMW werden als Förderer namentlich genannt, doch längst sitzen in der Mehrzahl kleinere und mittlere Unternehmen im Boot der Uferstadt. «Prozess- und Produktentwicklung unter Echtzeitbedingungen», resümiert Gert Rohrseitz für die IHK Nürnberg und Mittelfranken, könnten sich viele anders nicht leisten.

Viele profitieren

Die Entwicklung neuer Materialien und ihrer Verarbeitung gilt als Querschnittstechnologie. Sie kommt Automobilzulieferern zugute, so Rohrseitz, fördert Maschinen- und Anlagentechnik, ist für Elektronik und Medizin wichtig, treibt nicht zuletzt Mikro- und Nanotechnik voran. Spezialität der Neue Materialien Fürth GmbH sind die Leichtbaustoffe: aufgeschäumte Metalle, die etwa Automotoren besonders leicht machen so auch Energie einsparen. Oder faserverstärkte Kunststoffe, die ebenfalls leicht und sehr haltbar sind.

«Treibende Kraft für die beständige Weiterentwicklung der Materialforschung» ist Professor Robert Singer, in Personaleinheit Lehrstuhlinhaber, Geschäftsführer der NMF und Sprecher des bayerischen Clusters - sprich eines Kompetenz-Verbandes - zum Thema Materialforschung. Seine «exzellente Arbeit» wurde von der Ministerin und allen Rednern hoch gelobt. Nur der Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg, Professor Karl-Dieter Grüske, mahnte mit Churchills Worten: «Wer sich auf Lorbeeren ausruht, trägt sie an der falschen Stelle.»

Das ist nicht zu befürchten. So soll der Auszug des Entwicklungszentrums Röntgentechnik und sein Aufbau als eigenständiges Fraunhofer Institut in der Uferstadt Platz räumen, der schon verplant ist. Der Cluster Materialforschung wird 50 Millionen in den kommenden fünf Jahren investieren, 150 neue Mitarbeiter sind avisiert. Dazu kommen Millionen aus dem «Bayern fit»-Programm. Rektor Grüske versprach, dass in der Region 1100 neue Stellen geschaffen werden.