Melli Beese statt Messerschmitt

19.4.2007, 00:00 Uhr

Parallel zur Umbenennung der Udet-Straße nach dem Leutershausener Motorflugpionier Gustav Weißkopf (1874 - 1927) erinnert die Kommune bei der Umbenennung der Messerschmitt-Straße an die erste deutsche Pilotin, Melli Beese. CSU-Stadträtin Birgit Bayer-Tersch konnte sich mit ihrem Vorschlag gegen Stadtheimatpfleger Alexander Mayer durchsetzen, der den 1917 gefallenen jüdischen Aufklärungsflieger Max Nathan Holzinger aus Fürth als Namensgeber vorgeschlagen hatte.

Die 1886 in Laubegast bei Dresden geborene Architektentochter Amelie Hedwig Beese, war nach einem Bildhauerstudium an der Stockholmer Kunstakademie von der Fliegerleidenschaft erfasst worden und legte nach harten Kämpfen an ihrem 25. Geburtstag als erst Frau in Deutschland die Pilotenprüfung ab. Sie gründete eine Flugschule und zusammen mit Charles Boutard, den sie 1913 heiratete und dabei auch die französische Staatsbürgerschaft annahm, eine Flugzeugfabrik. Im ersten Weltkrieg wurde die Produktion verboten.

Nach gescheiterten Versuchen, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen, erschoss sich die seit der Behandlung nach einem Absturz bei ihrer Flugprüfung morphiumabhängige Fugpionierin 1925 in Berlin. «Fliegen ist notwendig. Leben nicht», stand auf einem Zettel, den man bei der Toten fand.

Wegen seiner Nähe zu Hitler und der Beschäftigung von Zwangsarbeitern aus Konzentrationslagern war Messerschmitt als Namensgeber in die Kritik des Zentralrates der Juden in Deutschland geraten. OB Thomas Jung hatte bei der Eröffnung der neu gebauten Straße im Dezember vergangen Jahres zugesagt, dem Stadtrat eine Umbenennung vorzuschlagen. VOLKER DITTMAR