Michaelis-Kärwa: Endspurt für Fürths Erntedankfestzug

4.10.2019, 16:00 Uhr
Am Sonntag werden wieder Zigtausende die Straßen säumen und vor den Fernsehgeräten sitzen, um den Fürther Erntedankfestzug zu verfolgen.

© Hans-Joachim Winckler Am Sonntag werden wieder Zigtausende die Straßen säumen und vor den Fernsehgeräten sitzen, um den Fürther Erntedankfestzug zu verfolgen.

Von der Herrnstraße in der Fürther Südstadt über die Friedrichstraße und die Fußgängerzone bis zum Rathaus ziehen die Teilnehmer. Zigtausende werden auch diesmal die Straßen säumen und vor den Fernsehgeräten sitzen. Der BR überträgt wieder von 12 bis 13.15 Uhr live.

Bei so viel Tradition hatten es anfangs exotische Gruppen nicht leicht, einen Zugang zu finden – so auch der Square-Dance-Club „Shooting Stars“ aus Fürth. Der Sport stammt ursprünglich aus den USA: Jeweils vier Paare tanzen zu Country-Musik in einem Quadrat (Englisch: Square).
Die Besonderheit: Ein sogenannter „Caller“, also ein Ansager, gibt spontan zur Musik Schrittfolgen vor, die die Tänzer sofort ausführen müssen.

Das erfordert viel Konzentration, sagt Herbert Schmidt, Clubmanager der „Shooting Stars“. Er konnte die Stadt Fürth 2010 davon überzeugen, in seinen Leuten einen Gewinn für den Kirchweihzug zu sehen. Immerhin zelebriere keine Nation das Erntedankfest – Thanksgiving – so wie die Vereinigten Staaten, betont Schmidt.

Die „Shooting Stars“ proben jeden Donnerstag im Bildungs- und Kulturzentrum Elan. Der Tanzclub zählt etwa hundert Mitglieder – circa 30 werden sich dem Festzug anschließen. Doppelt so viele, wie ursprünglich geplant. „Es ist einfach ein riesiges Event für uns“, sagt Schmidt, „das will sich keiner entgehen lassen.“

An diesem Sonntag wird das dann so aussehen: Die Gruppe hat einen Traktor samt Anhänger, auf dem zwei „Caller“ stehen. Die 30 Square-Dancer laufen hinterher und tanzen, wenn der Zug zum Stehen kommt. Anders als in der Halle wird auf der Straße in Linien getanzt. Das erfordert nicht nur viele Proben vorab, sondern geht auch stark auf die Gelenke, so Schmidt: „Wir müssen circa eineinhalb Stunden auf der harten Straße laufen und dürfen dabei die Konzentration nicht verlieren.“ 


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Aufmerksamkeit ist das Wichtigste beim Square Dance, sagt auch Vereinspräsidentin Kerstin Boll. Für sie ist der Sport das Beste, um nach der Arbeit abzuschalten. Zudem lerne man leicht neue Leute kennen. So hat Boll bei einem Square-Dance-Event zum ersten Mal ihren späteren Mann getroffen. „Weil die Schritte überall gleich sind“, sagt sie, „ist man jederzeit in jedem Club weltweit eingeladen und kann einfach mitmachen.“ Paare und Einzeltänzer seien gleichermaßen willkommen.

Michaelis-Kärwa: Endspurt für Fürths Erntedankfestzug

© Hans-Joachim Winckler

Auf den Austausch mit anderen hoffen die Tänzer auch beim Kärwa-Umzug. Zuerst muss aber alles vorbereitet werden und das erfordert viel Energie. Zum Beispiel muss der Traktor in Dürrnbuch bei Emskirchen abgeholt, mit Blumen und Club-Bannern geschmückt und am Sonntagmorgen in die Herrnstraße gebracht werden. „Das sind 24 Kilometer, die der Traktor mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern die Stunde zurücklegt. Das dauert ziemlich lange“, sagt Schmidt.

Dennoch mag sie die Vorbereitungen. „Das bringt den Verein zusammen“, sagt Boll. Die „Shooting Stars“ machen aber nur jedes zweite Jahr beim Umzug mit. Die Teilnahme soll etwas Besonderes bleiben. 

Mit Spannung erwartet die Gruppe den Moment, wenn um 11 Uhr alles bereitsteht und der Zug mit einem Böllerknall eingeleitet wird. Von da an können die Gäste die wallenden Röcke, die sogenannten Petticoats bewundern, denen man ihre US-amerikanische Herkunft zwar ansieht, die aber dennoch ungemein an unsere Dirndl erinnern.

 

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