Millionenprojekt: Roßtal muss Wasserversorgung modernisieren

9.6.2020, 14:00 Uhr
Millionenprojekt: Roßtal muss Wasserversorgung modernisieren

© Foto: Oliver Barthelmes

Die Maßnahmen zum Erhalt der eigenen Wasserversorgungssysteme in Buttendorf und Buchschwabach sind kostspielig, sie werden die Marktgemeinde mehrere Jahre lang beschäftigen. Auf über fünf Millionen Euro belief sich die Gesamtkostenschätzung von Projektleiter Erhard Ott von Baurconsult, der unlängst in der Sitzung des Roßtaler Bau- und Umweltausschusses das Versorgungskonzept vorstellte.

Das Gremium stimmte den Vorschlägen zu, die auch künftig steigenden Einwohnerzahlen Rechnung tragen sollen. Doch der strikte Zeitplan von acht Jahren erschien den Mitgliedern des Marktgemeinderates angesichts der Haushaltslage als zu ehrgeizig. Bauamtsleiter Paul Wolf bezeichnete schließlich den Beschlussvorschlag von Bürgermeister Rainer Gegner als "Grundsatzentscheidung mit Flexibilität".

Ein großes Problem wurde zudem offenbar: In beiden Leitungssystemen verschwanden 2018 insgesamt fast 120.000 Kubikmeter Wasser. Ott riet daher unter anderem zur Überprüfung der Hauptwasserzähler und zu nächtlichen Verbrauchsmessungen, um mögliche Rohrbrüche ausfindig zu machen. Die Maßnahmen würden bereits anlaufen, erklärte Katharina Malm vom Technischen Bauamt, da auch 2019 ein hoher Wasserverlust entdeckt wurde.

Etwa 1,6 Millionen Euro kosten die Arbeiten an den Brunnen mit den Nummern 2, 3 und 4 sowie am Wasserwerk in Buttendorf. Von dort werden der Hauptort, Buttendorf selbst, Neuses und Stöckach versorgt. Laut Ott soll Brunnen 2 bedarfsweise saniert, Brunnen 3 überbohrt, gegebenenfalls sogar neu gebohrt werden. Im Wasserwerk soll die Entsäuerung ersatzlos außer Betrieb genommen, ein zweiter Saugbehälter angebaut sowie das Pumpwerk angepasst werden. Außerdem empfahl der Experte, die Drucksteigerungspumpen im Hochbehälter Roßtal zu erneuern.

Wie wird der mittelfristige Bedarf gedeckt?

Noch ungelöst ist, wie ein mittelfristiger Wasser-Fehlbedarf von gut 10.000 Kubikmetern pro Jahr — so die Annahme — gedeckt wird. Für geschätzte knapp 7000 Einwohner (2018: 6420 Einwohner) und die Gewerbebetriebe in den jeweiligen Ortsteilen ermittelte Ott einen Bedarf von 390.000 Kubikmetern.

Während laut Konzept das Buttendorfer Wasserwerk 264.000 Kubikmeter liefert, fließen aus Buchschwabach 100.000 Kubikmeter, 16.000 Kubikmeter kommen vom Wasserzweckverband Großweismannsdorf. Die fehlende Restmenge soll, schlägt Ott vor, aus dessen Anlagen am Standort Oedenreuth entnommen werden.

Allgemein riet er, "Verluste zu reduzieren und Entnahmen zu erhöhen". Denn möglich wäre ein Ausgleich ebenfalls durch die Brunnenanlagen in Buttendorf, die aber laut Wasserrecht nur 16 Stunden am Tag fördern dürfen. Im Zuge der laufenden Verlängerung des Wasserrechts könnte man allerdings beantragen, die Förderzeit anzuheben.

Teurer wird in Buchschwabach

Teurer wird es hingegen im Buchschwabacher System, für das künftig inklusive Raitersaich und Clarsbach insgesamt 2185 zu versorgende Einwohner (2018: 1929 Einwohner) veranschlagt werden. Kein Problem stellt der ermittelte Jahresbedarf von 130.000 Kubikmetern dar. Das Wasserrecht genehmigt die Entnahme von 230.000 Kubikmetern, was auch eingehalten wird.

Intensiv werden allein die Umbau- und Erweiterungsarbeiten im Wasserwerk samt neuer Aufbereitungstechnologie, die mit über 2,1 Millionen Euro angesetzt sind. Rechnet man die Maßnahmen am Hochbehälter inklusive Förder- und Verbindungsleitungen dazu, klettert die Summe auf rund 3,1 Millionen Euro.

Kuriose Technik

Auf Vorschlag von Ott sollten zudem alle drei Brunnen saniert werden (insgesamt 315.000 Euro), die im Gegensatz zu Buttendorf nach dem Wasserrecht 24 Stunden fördern dürfen. Die Leistung sei nicht befriedigend, meinte Ott im Hinblick auf Brunnen 4 und 5, die beide 5,5 Liter pro Sekunde bringen, nach dem Wasserrecht aber wesentlich mehr liefern könnten. "Verwunderlich" erschien dem Experten zudem die Technik im Wasserturm. Er empfahl, das betagte Gebäude stillzulegen.

Die Idee in der anschließenden Diskussion, komplett auf Fremdversorgung umzusteigen, sah Ott kritisch. Dazu müssten unter anderem größere Leitungen gelegt, Drucksteigerungen eingebaut und eventuell Fachpersonal bezahlt werden. Auf Dauer könnte, so seine Einschätzung, der Fernwasserbezug teurer werden. Zudem würde die Gemeinde einen Teil ihrer Hoheit über das Wasser an Dritte abgeben.

Keine Kommentare