Mit Bravour durch gewaltige Klangwelten

6.12.2016, 12:30 Uhr
Mit Bravour durch gewaltige Klangwelten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Im Fürther Stadttheater erklang nun die „Missa Solemnis“ von Ludwig van Beethoven, sein einziges größeres Chorwerk mit gelegentlich extremen Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger, was Höhenlage und auch Klanggewalt betrifft, vergleichbar mit dem Finalsatz seiner 9. Sinfonie. Hier wird seine Meisterschaft im Umgang mit instrumentalen und orchestralen Formen deutlich hörbar, die er hier auf den vokalen Bereich überträgt. Dieses gewaltige Werk mit den beiden überwiegend aus musikalischen Laien bestehenden Chören aufzuführen, verlangt Mut und Ehrgeiz, vor allem aber eine intensive Probenarbeit der Chorsänger.

Die Chorleiter Bernhard Joerg mit seiner Capella Vocalis Oberasbach und Markus Simon mit dem Langenzenner Vokalensemble haben ihre Chöre gut vorbereitet. Sie haben eine Gemeinschaft mit stattlicher Männerriege in perfekter Homogenität geformt, Klanggewalt, aber auch Klangschönheit gleichermaßen erarbeitet. Der kraftvolle Choreinsatz im Kyrie gelang ebenso präzis wie die klanglich differenzierte Untermalung des Soloquartetts. Fetzig der Anfang des Gloria mit einem auch im Fortissimo klangschönen Chor, mit tiefem Ausdruck das „miserere nobis“. Klangliche Glanzpunkte: das „Et incarnatus est“ des Credo und auch die von Melodieseligkeit geprägten Passagen des Benedictus. Und im Agnus Dei werden die verschiedenen Klangwelten des „Miserere“ und des „Dona nobis pacem“ in klanglicher Differenzierung gegenübergestellt.

Orchestraler Glanz

Dem Orchester mit vier Hörnern, drei Posaunen, Kontrafagott, Trompeten und Pauken hat Beethoven eine weit über die Begleitfunktion hinausgehende Aufgabe mit immer wieder selbständigen orchestralen Passagen zugeteilt. Von den Fürther Streichhölzern wird das überzeugend dargeboten. Ein Glanzstück ist das „Präludium“ als Verbindung und Einleitung zum Benedictus, in dem Konzertmeister Bernd Müller das große Violinsolo mit sanft wiegender Melodieseligkeit und Klangschönheit darbot – ein wundervoller Ruhepunkt im Gesamtgefüge der Messe. Mit Übersicht und präzisem Dirigat formte Bernhard Joerg am Dirigentenpult Chor und Orchester zu einer musikalischen Einheit, hielt die großen Spannungsbögen aufrecht und steuerte den mächtigen Klangapparat durch die in der Partitur zahlreich vorhandenen gefährlichen Klippen und Untiefen in ruhige Gewässer und den sicheren Hafen.

Gekrönt wurde die Aufführung vom Solistenquartett: Cornelia Götz hier mit dramatischen Soprantönen in bisweilen extremer Höhe, Altistin Christine Mittermair mit einer in allen Lagen wohltuend ausgeglichenen Stimme, Emanoel Christian Velozo mit einer schon ins heldentenorale Fach tendierenden Stimme und Bassbariton Markus Simon, der sich ganz auf seinen Gesangspart konzentrieren konnte. Vor allem als im Timbre und in der Intensität perfekt homogenes Quartett boten die Vokalsolisten eine herausragende Leistung.

Einen Farbtupfer setzten das Vor- und Nachwuchsorchester der Fürther Streichhölzer mit dem „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck als kontrastreiche Einleitung.

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