Mit kleinen Bohnen für mehr Gerechtigkeit

20.3.2012, 22:00 Uhr
Mit kleinen Bohnen für mehr Gerechtigkeit

© Hans-Joachim Winckler

„Fürth-Bukoba-Santos“ heißt die von der Kaffeerösterei Lapuzia in der Nürnberger Straße 2 im Auftrag des Eine-Welt-Ladens Fürth zubereitete Mischung. Die Bohnen stammen von Kleinbauern-Kooperativen in Honduras, Tansania und Brasilien. Es gibt sie als Espresso und als Filterkaffee. Bei einem ökumenischen Brunch konnten sie am Sonntag erstmals verkostet werden.

Nicht „sieben Wochen ohne“, sondern „sieben Wochen mit“ lautet das Motto der fairen Fastenzeit in Fürth. Nach dem Vorbild einer Kampagne des Evangelischen Frauenwerks der Nordelbischen Landeskirche in Mecklenburg-Vorpommern soll zu einem bewussten Konsumverhalten angeregt werden, das die Ausbeutung der Arbeitskraft und Umweltzerstörung in die Schranken weist. Projektbeauftragte Melanie Diller, Umweltreferentin des Fürther Weltladens, wirbt zusammen mit ihren Weltladen-Mitstreiterinnen Ira Maier und Isabel Winter in Kindergärten und Kirchengemeinden für Produkte aus fairem Handel und der Region.

Miserable Löhne

Fürths Oberbürgermeister sowie die Dekane der evangelischen und katholischen Kirche nahmen die Vorstellung des neuen Fürth-Kaffees zum Anlass, öffentlich eine Lanze für mehr Gerechtigkeit in der Welt zu brechen. OB Thomas Jung fordert sie nicht nur im Warenhandel mit der heimischen Landwirtschaft und den Kleinbauern armer Länder, sondern auch in der Entlohnung vor Ort. Dass in Fürth 1200 im Vollerwerb tätige Menschen nicht von ihren Löhnen leben können, ist für den Politiker nicht akzeptabel.

Der unter Arbeitgebern vorherrschende Ehrgeiz, wer seinen Reinigungskräften am wenigsten zahlt, sei fehl am Platz. Jung: „Die Gesellschaft hält nur zusammen, wenn alle fair miteinander umgehen.“ Die Entwicklung Fürths zur Fairtrade-Stadt begrüßt der OB ausdrücklich. Derzeit werden intensive Gespräche über die Umsetzung geführt.

Die Kommune hat sich bereits gegen das Verwenden von Produkten aus Kinderarbeit ausgesprochen und schenkt bei Stadtratssitzungen fair gehandelten Kaffee aus. Künftig soll das gesamte Beschaffungswesen nach fairen Gesichtspunkten ausgerichtet werden. In Deutschland gibt es laut Diller bereits über 1000 Fairtrade-Kommunen. Dazu gehört auch Nürnberg. In Langenzenn läuft gerade die Bewerbung beim Verein TransFair zur Förderung des Fairen Handels.

Die machtvolle Erfolgsgeschichte aus kleinsten Anfängen bewundert der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel. Für den Kirchenmann ist Fairness nicht nur im sportlichen Sinn ein freiwilliger Akt der Gerechtigkeit, sondern biblisch gesehen ein Gebot. Guten Erfolg wünscht Sichestiels katholischer Amtsbruder, Andre Hermany, Fürths Entwicklung zur fairen Stadt. Angesichts der eskalierenden Schnäppchenjagd im Supermarkt müsse man sich die Frage stellen, was uns Lebensmittel überhaupt noch wert sind.

Mit dem Kauf des neuen Fürth-Kaffees leisten Kunden einen Beitrag zur Verbesserung der ärmlichen Lebensverhältnisse von Kleinbauern. Sie ermöglichen Bildung und mindern die alltägliche Not. Dies wiederum ist Voraussetzung für Qualität im Bio-Anbau. „Fürth-Bukoba-Santos“ gibt es sowohl bei Lapuzia als auch im Eine-Welt-Laden, Königstraße 72.

Mehr Informationen über dieKaffeerösterei Lapuzia in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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