Cadolzburger Museum startet durch ins All

19.7.2019, 05:50 Uhr
Cadolzburger Museum startet durch ins All

© Foto: Sabine Rempe

Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit. Das hat er schön gesagt, der Neil Armstrong, als er vor 50 Jahren direkt aus der Landefähre Eagle der Apollo 11 auf den Mond hüpfte. Schätzungsweise 600 Millionen Menschen hockten weltweit gebannt vor ihren Fernsehern und schauten sich die wackeligen Schwarz-Weiß-Bilder an. Auch das: ein Rekord. Die Faszination für den Himmelskörper, der die Erde umkreist, dürfte freilich so alt sein wie die Menschheit.

Eine Sonderausstellung im Historischen Museum Cadolzburg beschäftigt sich jetzt mit spielerischen Elementen dieser Anziehungskraft: "Weltraum im Kinderzimmer: Utopie – Realität – Kommerz" bringt Comic-Helden, Astronauten und Raketen zusammen.

Armstrongs Mondspaziergang markiert einen Höhepunkt der All-Begeisterung. Viel früher zogen aber schon Geschichten und Bilderbücher über das Universum Mädchen und Jungen in ihren Bann. Theodor Storm ließ 1849 den "Kleinen Häwelmann" mit dem Mond parlieren. Antoine de Saint-Exupérys "Kleiner Prinz" kommt knapp 100 Jahre später zu Besuch auf die Erde, während der belgische Comic-Künstler Hergé "Tim und Struppi" bereits 1954 "Schritte auf dem Mond" tun lässt.

Diese und viele andere frühe Abenteurer treffen sich als Vertreter von Utopie und Fiktion in der Ausstellung. Ein waches Auge auf die unerschrockene Gesellschaft hat auch Lurchi, der gut beschuhte Feuersalamander, der mit seinen Freunden als Kunststoff-Figur präsent ist und außerdem jede Menge Weltraum-Erlebnisse beisteuern kann.

Beinahe schon Raritäten sind die ausgezeichnet erhaltenen Alben mit alten Margarine-Sammelbildern, die in fantastische Welten entführen. Perfekt Passendes zum großen Thema hat auch die Firma Playmobil parat, die eine Ausstellungsvitrine zur Verfügung stellt und die abschließende Verlosung mit bestücken möchte.

Hawkings Warnung

Zusammengestellt wurde die Ausstellung von Norbert Autenrieth und Günter Renner, mitgearbeitet haben Museumsleiterin Nina Daebel, Nicolas Schuhmacher und Benedikt Müller. Die weitaus meisten Schau-Objekte hat Günter Renner zusammengetragen. "Bei der Mondlandung 1969 war ich neun", erinnert sich Renner, "damals dachte ich, der Weltraum wird im Jahr 2020 ganz sicher schon besiedelt sein." Wissbegierig verschlang er die populären Bücher von Heinz Haber und verfolgte gespannt die TV-Sendungen des Physikers.

Auch wenn mittlerweile klar ist, dass der Weltraum garantiert nicht bis 2020 erschlossen sein wird, Günter Renner ist ein Satz des genialen Stephen Hawking im Gedächtnis geblieben: "Er hat gesagt, die Menschheit ist verloren, wenn wir nicht die Erde verlassen. . ."

Zumindest spielerisch wäre das kein Problem. In der Ausstellung wird etwa Weltraumspielzeug präsentiert, das inspiriert ist vom Erfolg der Star-Wars-Filme: Modellen, Bausätze, Figuren, Gesellschaftsspiele, Laserschwerter. Norbert Autenrieth weiß: "Die Gewinne, die zum Beispiel mit Star-Wars-Produkten gemacht werden, übertreffen die Einnahmen aus den Filmen um das Mehrfache."

Zu den spannenden Themen, denen die sorgfältig zusammengestellte Schau nachspürt, gehört die Frage, ob die kommerzialisierte Fantasie nicht sogar die Utopien des 19. Jahrhunderts übertroffen hat. Wer mag, der kann sich sogar vor Augen führen, wie ihm denn so ein Astronautenanzug stehen würde. Und auch da gilt wieder: Ein kleiner Schritt für einen Menschen. . .

InfoDie Sonderausstellung "Weltraum im Kinderzimmer" ist bis 28. Februar im Historischen Museum Cadolzburg am Pisendelplatz 1 zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags, jeweils 14-17 Uhr.

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