Mo Asumang in Fürth: Höfliche Fragen an Rassisten

8.10.2014, 06:00 Uhr
Mo Asumang in Fürth: Höfliche Fragen an Rassisten

© Foto: Arne Marenda

Arglose Fragen, die Neonazis entlarven: So hat sich das Mo Asumang vorgestellt und nach Ansicht vieler Kritiker ist ihr das Kunststück gelungen. Mehrere Auszeichnungen hat die in Berlin lebende Filmemacherin mit deutschen und ghanaischen Wurzeln für "Die Arier" bekommen, sie wird von Schulen und Universitäten eingeladen. Als die 51-Jährige am Donnerstag in der Fürther Soldnerschule zu Gast war, kam sie gerade aus den USA zurück.

Doch nicht für jeden funktioniert der Film. Asumangs freundlich-naive Grundhaltung sei problematisch, heißt es etwa auf der Internetseite "Netz gegen Nazis", es werde Rassisten eine Bühne geboten, "auf der sie ihre menschenverachtende Ideologie unkommentiert ausbreiten können". Auch am Abend im Jugendhaus Zett9 löst der Film bei manchem Zuschauer Unbehagen aus.

Reise durch die Neonazi-Szene

Vielleicht, überlegt Mo Asumang am Anfang der Dokumentation, kann ich Rassismus besser verstehen, wenn ich mit den Rassisten selbst spreche? Damit - und mit einem Foto ihrer deutschen Großmutter, die, wie Asumang im Film erzählt, "1a-Schreiberin bei der SS" war - beginnt eine Reise durch die internationale Neonazi-Szene. "Entschuldigung, wofür demonstrieren Sie heute?", will Asumang etwa von Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern wissen. In den USA trifft sie Anhänger des Ku Klux Klans und unterhält sich mit dem prominenten Rassisten Tom Metzger, der sie am Ende umarmt – und sagt, er hoffe, das Bild sehe niemand, sonst sei er erledigt.

Roter Faden ist die Suche nach "Ariern" - das bietet Asumang die Chance, darüber aufzuklären, dass der Begriff von den Nazis missbraucht wurde und Arier eine Volksgruppe im Iran sind - weder blond noch blauäugig noch rassistisch. Die Dreharbeiten führten das Team auch nach Fürth, zum Neonazi Matthias Fischer. Doch das Interview war "zu langweilig", um es in den Film zu schaffen, wie sie im Zett9 sagte.

Eine kurze Szene aus Fürth allerdings entdeckt man: Weil es hier eine aktive Neonazi-Szene gibt, habe sie sich in der Stadt umgesehen. Asumang fragt einen Passanten, ob er Arier sei. Die Antwort gerät dem Mann denkbar unglücklich: Ja, sagt er, so entsteht der (falsche) Eindruck, er sei rechts zu verordnen.

"Die könnten mich auch abknallen"

Wie in den Schulen wird im Zett9 eine Kurzfassung des Films gezeigt, anschließend kann das Publikum Fragen stellen. Ob sie bei der Konfrontation mit Rassisten Angst hatte, will einer wissen. Einmal schon, so Asumang: Da wartete sie nachts auf einem Waldweg auf den Ku Klux Klan, "da hab ich mir vorgestellt, dass die mich auch abknallen könnten". Zwei Maschinengewehre lagen später in einem Truck der Gruppe, doch die Angst sei vergangen, als das Gespräch anfing.

War es schwer, Tom Metzger vor die Kamera zu bekommen? Nein, sagt Asumang. Er habe sich gefreut, dass das deutsche Fernsehen anrief. Menschen wie er, erklärt sie, "wollen ihre Message rausbringen. Die schnallen nicht, dass es absurd ist, wenn sie so etwas zu mir sagen."

Nicht überzeugt hat ihre Herangehensweise einen jungen Mann aus der linken Szene: Er habe "arge Bedenken", gesteht er. Die Botschaft des Films sei, dass Rassisten einfach Angst hätten und man sie bekehren könne, tatsächlich aber handle es sich um eine "krasse Ideologie": "Bei einem Matthias Fischer kommst du mit Argumenten nicht weiter!" Auch Asumangs Äußerung, als Dokumentarfilmerin habe sie ihre Protagonisten "lieb", irritiert manchen im Publikum.

Sie selbst bedankt sich für die kritische Wortmeldung. In der Tat gebe es Neonazis, die man nicht erreichen könne; die überlasse sie lieber der Polizei und der Justiz. Ihr gehe es um die "Mitläufer, die den Hass fressen", junge Menschen, die sich in die Szene hineinziehen lassen. "Was sie nicht kennen, ist, wenn man ihnen mit Offenheit begegnet. Das ist der Moment, wo man sie kriegen kann."

 

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