Moderne Anlagen: Wie wird an Fürths Schulen künftig gelüftet?

20.4.2021, 16:00 Uhr
Moderne Anlagen: Wie wird an Fürths Schulen künftig gelüftet?

© Hans-Joachim Winckler

Für die zwei großen Schulneubauprojekte Helene-Lange- und Heinrich-Schliemann-Gymnasium werden im Rathaus gerade grundsätzliche Entscheidungen zur Raumlüftung getroffen. Klar scheint: Künftig genügt es nicht mehr nur, die Fenster weit aufzumachen, um Frischluft ins Klassenzimmer zu holen – auch wenn das Oberbürgermeister Thomas Jung am liebsten wäre.


Klare Mehrheit für Neubau des Schliemann-Gymnasiums


Im Bauausschuss eröffnete der OB das Thema mit den launigen Worten, dass er persönlich am liebsten "auf den ganzen Technik-Schnickschnack" verzichten würde. Eine solide Bauweise, "dicke Mauern, Fenster und Rollläden", so Jung flapsig, sollten an sich genügen. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Auf der Basis von Erkenntnissen des Umweltbundesamts präsentierte das Baureferat zunächst eine Zusammenfassung prinzipieller Überlegungen zu Fragen der Raumlüftung. Unterschieden wird darin zwischen der klassischen natürlichen (Fenster-)Lüftung und einer "mechanischen" Lüftung. Gemeint ist ein so genanntes Hybrid-Konzept mit eingebauter Anlage und ergänzender Fensterlüftung.

Die Liste der Vor- und Nachteile auf beiden Seiten ist lang. So sprechen für die traditionelle Methode beispielsweise die vergleichsweise niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten. Dagegen spricht, dass Lehrkräfte und Schüler stark eingebunden sind. Sie dürfen nicht vergessen, regelmäßig, etwa in Pausen, die Fenster aufzumachen.

Wesentlicher Pluspunkt der mechanischen Lüftung: Sie gewährleistet gute Raumluftbedingungen, also einen niedrigen CO2-Gehalt und ein niedrigeres Infektionsrisiko durch Bakterien und Viren. Von Vorteil ist auch, dass Straßenlärm den Unterricht nicht stört, Abgase die Luftqualität nicht beeinflussen, die Raumfeuchtigkeit reguliert und Wärme zurückgewonnen wird. Nachteile sind die hohen Kosten sowie der Wartungsaufwand für die technischen Anlagen.

Lüftungsanlagen als Kostentreiber

Auch Baureferentin Christine Lippert bezeichnete sich als "Freund der natürlichen Lüftung". Doch warf sie zugleich die Frage auf, ob es sich die Stadt angesichts der Corona-Pandemie leisten kann, Schulen ohne Lüftungsanlagen zu bauen – auch wenn es "echte Kostentreiber" seien.

Beispiel Schliemann-Gymnasium: Für den Neubau auf der Rückseite des Sozialrathauses direkt neben der vierspurigen Henri-Dunant-Straße empfehlen Fachleute schon wegen des zu erwartenden Straßenlärms "dringend" eine Lüftungsanlage.

Man stehe zwar am Anfang des Planungsprozesses, sagte Lippert, doch kämen zu den geschätzten Baukosten von 54 Millionen Euro "im schlimmsten Fall" 4,7 Millionen hinzu.

Beim HLG – Sanierung und Neubau sind hier auf 92 Millionen Euro veranschlagt – rechne die Verwaltung "mit eher weniger Mehrkosten".

SPD favorisiert "zweigleisige Lösung"

Joachim Schmidt (CSU) kommentierte den finanziellen Aspekt mit den Worten "Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der etwas erschrocken ist." Und er fragte nach den Unterhaltskosten. Dazu Lippert: "Die können wir im Detail noch nicht beziffern, aber das ist schon ein großer Betrag."

SPD-Fraktionschef Sepp Körbl erklärte, seine Partei favorisiere mit Blick auf Corona "grundsätzlich eine zweigleisige Lösung", also Lüftungsanlage plus Fensterlüftung. Seine Frage, ob der Staat die Technik fördere, verneinte der OB: "Null." Und die Referentin ergänzte, für die Bauvorhaben gebe es eine Pauschalförderung – "egal, wie wir bauen".

Auch mit Verweis auf die bessere Konzentrationsleistung der Schüler befürwortete Sabine Weber-Thumulla (Grüne) den Einbau von Lüftungsanlagen. Und CSU-Fraktionschef Maximilian Ammon befand: "Es geht nix über Fenster, aber wir leben im 21. Jahrhundert, da sollte man die Möglichkeiten der Technik nutzen."


Frische Luft in Fürther Klassenzimmern


Letztlich waren sich die Politiker quer durch die Fraktionen einig: Die Stadt soll bei jedem Schulneubau den Einzelfall betrachten und dann das jeweils sinnvollste Lüftungskonzept wählen.

HSG und HLG sollen Hybridlösungen erhalten, wenn es nach dem Ausschuss geht, wobei sich die Anlagen laut Lippert kleiner dimensionieren lassen, wenn unterstützend Fenster geöffnet werden. Außerdem will die Verwaltung versuchen, die Kosten zu drücken, indem sie darauf achtet, dass nur belüftet wird, "was zwingend notwendig ist". Heißt: Klassen- oder Lehrerzimmer, wo sich Menschen länger aufhalten, nicht aber Flure oder Treppenhäuser.

Die Abstimmung im Bauausschuss hatte empfehlenden Charakter, entscheiden wird am Mittwoch der Stadtrat.

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