Muss das Gemüse dem Verkehr weichen?

12.1.2011, 09:00 Uhr
Muss das Gemüse dem Verkehr weichen?

© Hans-Joachim Winckler

Wer derzeit die Stände der Gemüse- und Obsthändler in der Innenstadt sucht, wird mal wieder am Paradiesbrunnen fündig. Wie berichtet, hat dieses Ausweichquartier etliche Fürsprecher gewonnen, die aus dem Provisorium gerne einen Dauerzustand machen möchten. Auch viele Händler fühlen sich hier wohl, zumal sie sich die lästigen Umzüge sparen würden, wenn das eigentliche Stammquartier — die benachbarte Freiheit — mal wieder von einer Großveranstaltung wie dem Fürth Festival oder dem Weihnachtsmarkt belegt ist.

Andere hingegen sehen den Wochenmarkt lieber auf der Freiheit. Der Paradiesbrunnen werde durch die Stände verdeckt, klagen Kritiker, und die Freiheit biete ohne Markt ein ödes Bild. Die Entscheidung darüber, wo der Markt am besten aufgehoben ist, wird nach den Worten von Wirtschaftsreferent Horst Müller „mit ziemlicher Sicherheit“ der Stadtrat treffen — nur wann ist noch unklar.

Wenig Chance für Markthalle

Müller will das Thema in der heutigen Referentensitzung zur Sprache bringen, bei der Entscheidungsfindung aber nichts überstürzen. Der Grund: Inzwischen hat die Stadt bereits 30 Bewerbungen von Investoren vorliegen, die ein Einkaufszentrum rechts und links der Rudolf-Breitscheid-Straße entwickeln wollen (wir berichteten ausführlich). Einige der Unternehmen planen eine Tiefgarage unter der Freiheit. Dafür müsste der Platz aufgegraben werden und fiele fast ein Jahr als Standort für den Wochenmarkt aus. Klarheit dürfte es frühestens Ende März geben, so Müller. Dann habe die Stadt das Bewerberfeld der Investoren so weit eingeengt, um absehen zu können, wie wahrscheinlich der Bau einer Tiefgarage unter der Freiheit ist.

Keine großen Chancen räumt Müller den Vorschlägen aus der Bevölkerung ein, die Gemüsehändler in einer Art Markthalle im neuen Einkaufszentrum oder auch im City-Center unterzubringen. Ihm zufolge könnten die Händler wohl kaum die fällige Miete bezahlen, zudem müssten sie dann täglich „von 8 bis 20 Uhr“ verkaufen, was so manchem Landwirt gar nicht möglich sein dürfte.

Doch egal, wann der Stadtrat beraten und welche Entscheidung er treffen wird: André Hollitzer vom zuständigen Markt- und Liegenschaftsamt der Stadt kündigt schon jetzt „Verbesserungen“ an. Bei einem „Ja“ zur Freiheit wolle man über eine neue „konzentriertere“ Aufstellung der Stände nachdenken — „damit es mehr nach Markt aussieht“. Sollte der Paradiesbrunnen den Zuschlag erhalten, wolle man die Stände „aufhübschen“ und die Steinbänke, die aktuell von ihnen verdeckt werden, so platzieren, dass sie „wieder zum Verweilen einladen“. Zudem wolle man mit einem neuen Marketingkonzept die Werbetrommel für den Wochenmarkt rühren.

Fest steht auch: Bis eine Entscheidung getroffen ist, bleibt der Markt am Paradiesbrunnen — allerdings vorerst ohne „Verbesserungen“.