Muss ein bisschen Spaß sein? Die Partei will in den Stadtrat

13.3.2020, 12:56 Uhr
Muss ein bisschen Spaß sein? Die Partei will in den Stadtrat

© Foto: Britta Pedersen/dpa

Es ist eine Premiere in Fürth: Zur Kommunalwahl stehen zwei Kandidaten von "Die Partei" auf Platz 15 und 27 der offenen Liste der Linken. Der 59-jährige Asylsozialbetreuer Rainer Kristuf und der 20-jährige Student der Theaterwissenschaften Anton Reichenbecher rechnen sich selbst allerdings nur geringe Chancen aus, tatsächlich in den Stadtrat einzuziehen. Kristuf bemüht in diesem Zusammenhang ein Zitat von Che Guevara. "Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche." Reichenbecher schätzt seine Erfolgsaussichten auf "weniger als ein Prozent".

"Die Partei" ist ein Satirebündnis, prominentester Vertreter ist der Journalist Martin Sonneborn, der seit 2014 im Europaparlament sitzt. 2019 schaffte den Sprung nach Brüssel als zweites Partei-Mitglied Martin Semsrott, bekannt aus der satirischen heute Show im ZDF. Die Partei gibt es seit 2014 auch in der Kleeblattstadt, zehn Mitglieder sind zurzeit aktiv.

Inhaltlich geben die Forderungen der Fürther Kandidaten nicht viel her. Sie greifen größtenteils das Wahlprogramm anderer Parteien auf, die bereits im Stadtrat vertreten sind, und kleiden sie in ein humoriges Mäntelchen. So wollen Kristuf und Reichenbecher unter anderem Barrierefreiheit und nennen das "Bordsteine verbieten (wo vorhanden niederkloppen)", sie wünschen sich "Tempo-30-Zonen vor Schulen und Kindergärten", möchten "Kita- und Kindergartengebühren abschaffen", den "Schwerlastverkehr durch Vach auf Null-Diät setzen" und stattdessen eine "Schwerlastschwebebahn", die Legalisierung von Marihuana, Transparenz und eine autofreie Stadt. Kristuf: "Es fällt uns schwer, einen guten Wahlkampf gegen die anderen zu machen. Fürth ist eine schöne, friedliche Stadt."

Klingt, als trage "Die Partei" nicht viel Neues bei. Warum also braucht es die Gruppierung im Stadtrat? "Wir sind offen für die Bürgerwünsche, nicht nur vor der Wahl, sondern auch danach. Wir suchen Lösungen", sagen die Bewerber.

Ihre Hauptzielgruppe sind junge Menschen. "Uns fehlen die Senioren, die uns nicht verstehen", sagt Kristuf. Laut Reichenbecher profitiert die Satirepartei von Frustwähler-Stimmen, die nicht für die Altparteien votieren wollen.

Sollte es auch ohne Zutun der älteren Generation einer von beiden in den Fürther Stadtrat schaffen, wird versprochen, die erste Aufwandsentschädigung fürs Ehrenamt "öffentlich zu verteilen" (Kristuf) oder "eine kleine Privatparty im Babylon" (Reichenbecher) damit zu veranstalten.

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