MyOma: Jetzt wird in Fürth auch Dirndl gestrickt

23.8.2015, 10:00 Uhr
MyOma: Jetzt wird in Fürth auch Dirndl gestrickt

© Fotos: Athina Tsimplostefanaki

Oma Elli hat zwar selbst (noch) keine Enkel, dafür liebt sie Kinder über alles. Mit Wolle und Stricknadel zaubert sie für Jungen und Mädchen kleine Exklusivmodelle, die in keinem Kleiderladen zu finden sind. Ein rosa Dirndl etwa mit weißer Schürze, dazu passende rosa Trachten-Kniestrümpfe, die praktischerweise gleich in rosa Söckchen münden.

Zum Knuddeln ist auch das Pendant für Jungs: eine Boxl aus brauner Wolle mit grün umhäkeltem Latz, Wadlschonern Ton-in-Ton und Schuhe. Oma Elli ist eine von rund 20 Frauen aus Fürth und Umgebung, die für die „Lieblingsoma GmbH“ in der Hornschuchpromenade handarbeiten und dort im Onlineshop unter der bekannten Marke „MyOma“ ihre Kleidungstücke anbieten.

Tracht in allen Varianten

Das Unternehmen, das Geschäftsführerin Verena Pröschel jetzt im vierten Jahr leitet, hat sich vom Strick-Start-Up zur versierten Plattform für ungewöhnliche Mode und Accessoires gemausert. Natürlich bilden der Versand von schicken Schals und pfiffigen Mützen für kalte Tage, die über das Internet bestellt werden, nach wie vor das Hauptgeschäft. Doch zunehmend setzt die Fürtherin auf jahreszeitlich angepasste Modelle für Groß und Klein, dazu Fachbücher und kleine Geschenke.

MyOma: Jetzt wird in Fürth auch Dirndl gestrickt

Jetzt zur Kärwa- und Volksfestzeit stricken ihre Omas — rund 100 sind es inzwischen bundesweit — eben Trachtenmodelle für den Nachwuchs, für Muttis werden etwa Häkelshirts, (Trachten-)Taschen oder Tücher angefertigt. Im Schnitt dauert es zwei Wochen von der Bestellung bis zur Auslieferung der Ware.

Wer selbst zu Nadel und Faden greifen will, kann sich bei „MyOma“ ebenfalls eindecken. In den Räumen im dritten Stock des ehrwürdigen Gründerzeithauses schauen schon mal Kundinnen persönlich vorbei und nehmen die Wollknäuel gleich mit. „Prima“ sei das, sagt Verena Pröschel (35), obwohl man gar kein richtiges Ladengeschäft sei, habe sich doch Laufkundschaft entwickelt.

Was die „Lieblingsoma GmbH“ auszeichnet: Sie ist nicht nur ein Unternehmen, das Geld verdienen will, sondern auch sozialen Anspruch erhebt. Die meist älteren Frauen müssen zwar erst einmal „vorstricken“, ehe sie engagiert werden, doch wer zum Team von Pröschel gehört, der erhält eine feste Aufgabe und kann neuerdings seine Stücke sogar selbstständig über „MyOma“ verkaufen.

An die „Lieblingsoma GmbH“ fließt dann eine Vermarktungsprovision. Im anderen Fall kauft Pröschel den Strick-Damen ihre Produkte ab und veräußert sie weiter. In jedem Fall dürfen die Produzentinnen ihre kreativen Ideen verwirklichen und ihr Handarbeitstalent ausleben. Frauen, die es auf dem normalen Arbeitsmarkt schwer haben oder sich einfach ein wenig dazuverdienen wollen, finden hier Gehör und erleben eine Gemeinschaft, die keineswegs virtuell ist. Man hält Kontakt, bekommt Sonderaufträge — und für die gelungenen Werke oft auch begeisterte Rückmeldung der Kundschaft.

Kooperation mit der Uni

Die Strickerinnen tun auch Gutes: In die Wärmestube der Caritas liefern sie kostenlos warme Wintersachen, ebenso stricken sie umsonst für die Patienten der Kinder- und Jugendklinik des Erlanger Uniklinikums.

Das alles ist das Ergebnis einer neuen Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Gemeinsam mit Studierenden hat „MyOma“ die Kooperation mit den Einrichtungen und das ehrenamtliche Engagement ausgetüftelt.

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