Nach Ansbach: Mehr Kontrollen bei Festen?

26.7.2016, 06:00 Uhr
Nach Ansbach: Mehr Kontrollen bei Festen?

© Foto: dpa

Fürths Polizeichef Peter Messing klingt am Montagmittag ruhig und überlegt, wie es seine Art ist. „Nach diesem Wochenende“, bestätigt er auf Nachfrage, wird sich auch die Fürther Polizei Gedanken machen, ob man die vorhandenen Sicherheits- und Einsatzkonzepte für Großveranstaltungen nachbessern kann. „Ergebnisoffen“, wie er betont. Messing will nichts versprechen, was man nicht versprechen kann: Ob es überhaupt mehr Schutz geben kann, müsse man sich sorgfältig ansehen.

„Das waren ja ganz verschiedene Szenarien“, die in den vergangenen Tagen Opfer gefordert haben, gibt der Polizeichef zu bedenken. Dass sie zusammen für große Beunruhigung sorgen und den Eindruck erwecken, die Gefahr komme näher, kann er nachvollziehen.

Was geht ihm selbst durch den Kopf? Tatsächlich sei das Risiko, zum Opfer von Anschlägen zu werden, „unberechenbarer“ geworden, sagt Messing. „Heute kann es jeden überall treffen, ob man im Flugzeug sitzt, im Hotel, in einem Café in Paris oder im Zug nach Würzburg. Es ist nicht wie beim RAF-Terror, der sich bestimmte Symbolfiguren aus Staat und Wirtschaft gesucht hat.“ Sein erster Gedanke, nachdem er vom Selbstmordanschlag in Ansbach gehört hat: „Wer kennt dieses Festival?“ Und irgendwann folgte dieser: „Hätte dieser Mensch in Fürth gewohnt, hätte er hier einen Ort gewählt.“

Auf der anderen Seite aber ist Messing schon von Berufs wegen bewusst, dass man auch in der Vergangenheit nicht völlig sicher war: Nicht erst seit München ist die Polizei darauf eingestellt, dass sich ein Amoklauf überall ereignen kann. Messing denkt an die Amokläufe an Schulen, in Winnenden, Erfurt oder Ansbach. Amokläufe, Rache- oder Verzweiflungstaten konnten schon immer wie ein Blitz aus heiterem Himmel das Leben vieler Menschen zerstören.

Wichtig ist Messing das Signal: „Wir haben Konzepte, wie man in so einem Fall vorgeht.“ Sehr schwierig sei es allerdings, so etwas zu verhindern. „Am ehesten merkt es das nahe Umfeld, dass sich einer verändert“, die Polizei sei da auf Hinweise angewiesen. Aber, schränkt Messing selbst ein, „gerade Jugendliche machen Veränderungen durch, nicht jeder Wandel bedeutet, dass einer zum Amokläufer wird.“

"Ich halte im Moment nichts für unvorstellbar"

Welche Folgen die Ereignisse für Fürther Großveranstaltungen haben werden, lasse sich jetzt noch nicht absehen. In Ansbach könnten Taschenkontrollen am Eingang verhindert haben, dass der Täter auf dem Festivalgelände die Bombe zündete, Münchens OB denkt bereits über ein Rucksackverbot beim Oktoberfest nach – muss man künftig also auch auf der Michaeliskirchweih oder beim Grafflmarkt mit Einlasskontrollen rechnen? „Ich halte im Moment nichts für unvorstellbar“, sagt Messing, doch darüber müsse man sich in Ruhe Gedanken machen. Manches ist dann nämlich doch recht unvorstellbar: „Sie kennen unsere Kichweih“, sagt er, die spiele sich mitten in der Innenstadt ab, wo Menschen wohnen, arbeiten, einkaufen, ausgehen. „Da kann man nicht rundherum einen Zaun bauen und zwei Einlasskontrollen einrichten.“ Die absolute Sicherheit gebe es ohnehin nicht – „dann dürfte man gar nichts mehr stattfinden lassen“. Diese Meinung teilt Fürths Rathauschef.

Thomas Jung findet: Damit die Täter am Ende nicht als Sieger dastehen, „müssen wir so weiterleben wie gewohnt.“ Es sei illusorisch zu glauben, man verringere die Bedrohung, indem man Feste absage. Wer wild entschlossen sei zu morden, werde Wege finden, sagt der Oberbürgermeister bitter. Natürlich könne man darüber diskutieren, Sicherheitsschleusen um Fürth Festival, Kirchweih oder Weihnachtsmarkt zu ziehen. Aber zum einen sei das – wie beim weitläufigen Fürth Festival – kaum bezahlbar, zum anderen wäre dann, so Jung, das Leben in Fürth nicht mehr wie zuvor. „Diese Veranstaltungen sind so, wie sie sind, wichtig für den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft.“

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