Nach Massaker in Hanau: Fürther gedenken der Opfer

20.2.2020, 20:11 Uhr
Nach Massaker in Hanau: Fürther gedenken der Opfer

© Tim Händel

Es sollte ein trauriges und empörtes Innehalten in der Fürther Fußgängerzone sein, nachdem ein 43-jähriger Rechtsextremer in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund und danach seine Mutter sowie sich selbst erschossen hatte.

Das Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus hatte dazu aufgerufen, zum Dreiherrenbrunnen zu kommen, viele folgten dem Appell. Während des Gedenkens blieben immer mehr Passanten stehen, sodass sich am Ende rund 200 Fürtherinnen und Fürther mit den Opfern und ihren Angehörigen solidarisierten.

Schon 15 Minuten vor Beginn der Veranstaltung war Anton Hofreiter da, Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion. Er sprach später bei einer Veranstaltung in der Stadthalle über die Verkehrswende. "Wir müssen dafür sorgen, dass sich sowohl die Prävention ändert als auch das gesellschaftliche Klima. Es ist leider so, dass hasserfüllte Worte nicht nur hasserfüllte Worte bleiben – manchmal werden daraus Taten", sagte er den FN.

Im Gedenken an die Opfer entzündeten manche Teilnehmer der Kundgebung Grabkerzen, andere hielten weiße Tulpen in den Händen. Jung und Alt sowie Vertreter verschiedenster Gruppierungen waren gekommen, um "mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen" zu setzen, wie der Bündnisvorsitzende Niklas Haupt nach einer Gedenkminute sagte. Wieder habe es eine "Horrornacht" in Deutschland gegeben. Haupt erinnerte an die Taten Rechtsradikaler in der jüngsten Vergangenheit. Das Massaker in Hanau "war nichts, was wir nicht hätten erwarten können". Permanente rassistische Hetze, auch durch die AfD im Bundestag, heize die Stimmung im Land auf.

Solidarität müsse sich in Handeln verwandeln, die einzige Reaktion könne sein, Neonazis in den Fokus zu nehmen und sie zu entwaffnen. "Wir müssen dafür sorgen, dass die verletzbarsten Gruppen in unserer Gesellschaft geschützt werden", so Haupt.

Messeret Kasu vom Integrationsbeirat rief dazu auf, aufmerksam zu sein, "unsere Werte einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft gegen Rassismus zu verteidigen und zu schützen". Haupt ergänzte: "Wir machen uns nichts aus einem Pass, nichts aus Religion. Wir werden uns immer schützend vor euch stellen."

Nach 20 Minuten war die Kundgebung vorüber, doch viele der sichtlich bewegten Zuhörer harrten weiter aus. Haupt schlug ihnen vor, zu bleiben und sich auszutauschen. Über den Lautsprecher hatte er nichts mehr hinzuzufügen: "Mir fehlen heute wirklich die Worte."

Keine Kommentare